Jahreslosung 2012

Christus spricht:

Meine Gnade genügt dir:
Meine Kraft
wird in Schwachheit vollendet.

2. Korinther 12,9

Gott gebe Dir die Gelassenheit
die Dinge hinzunehmen,
die Du nicht ändern kannst,
und die Dinge zu verändern,
die Du ändern kannst,
und die Weisheit,
beides voneinander zu unterscheiden.

Dieser Spruch fiel mir ein, als ich über unseren Dienst hier in PNG nachdachte. Wie geschrieben als Anweisung für Papua - Neuguinea. Ich habe ihn zum ersten Mal durch einen Kunstlehrer am technischen Gymnasium in Wolfsburg kennengelernt, der den Spruch kalligrafisch als Postkarte gestaltet hat. Dieser Lehrer hat mir durch sein Glaubens- und Lebenszeugnis einen entscheidenden Impuls zum Theologiestudium gegeben. Nach einem Gespräch mit ihm wusste ich: Wenn ich dem Ruf Gottes zu diesem Studium nicht folge, muss ich am Ende meines Lebens sagen: Am falschen Platz gelebt. Der Lehrer wusste, dass nicht mehr lange zu leben hatte, und bekannte, dass Gott auf selbstgewählten krummen Wege gerade schreiben kann, und dass am Ende Gottes Gnade genügt. Ein paar Tage später entschloss ich mich, dem Ruf zum Theologiestudium zu folgen. Was einem so alles einfällt, wenn man in PNG ist.

07.-10.01.12 Besuch der Synode in Goroka

Eigentlich war für uns keine Synodenbesuch geplant. Aber der Principal lud uns und andere Lehrer ein, am Sonntag und Montag dabei zu sein. Das war uns Befehl.

Samstag war die Anfahrt mit dem Bus des Martin Luther Seminars. Es fuhren der Principal, drei weitere Lehrer, eine Ehefrau und Doro und ich. Die Fahrt von Lae nach Goroka dauert ohne Zwischenfälle 5-6 Stunden. Die Straße war im Vergleich zu 2001 erstaunlich gut, von einem großen Abbruch, einer Auswaschung, beide so tief und abgründig, dass man nicht herunterschauen konnte, und relativ wenig Schlaglöchern. Eine Unterkunft war nicht organisiert. Wir kamen aber sogar sehr nobel im frisch renovierten lutherischen Gästehaus unter - einer Malaria zu verdanken, die den mit uns ausreisenden Medienfachmann erwischt hatte und ihn ans Bett fesselte. Des einen Leid...

Fortsetzung und Bilder kommen noch.

15.01.12 Heute war ein Tag ohne Stromausfall!

21.01.12

Diese Woche verging nicht ohne Stromausfall. Einmal hatten wir nicht einmal mehr genug Trinkwasser, weil wir versäumt hatten, etwas zu filtern. Aber die umsichtige Allerbeste hatte irgendwo alkoholfreies Bier entdeckt und gleich mitgenommen. Zur Not tut's eben auch Bier.

Diese Woche bekamen wir einen Hund - eigentlich wollten wir ihn erst nach unserer Orientierung in Nobonob haben, aber die Familie, die ihn uns schenkte, fuhr in den Urlaub und konnte sich nicht mehr um ihn kümmern. Wir haben alles mögliche versucht, das Tier zwischenzuparken, es gelang nicht. So war er nun eben da. Es ist ein Blue Heeler, eine Mischung von irgendwas mit einem Dingo, gezüchtet um in widerborstigem Gelände halbwilde Rinder zu treiben. Hart im Nehmen. Ausgewachsen etwa mittelgroß. Seine Eltern sollen beide ziemlich scharf sein. Ich hatte unbedacht einem Freund des Principals gesagt, wir bräuchten einen Hund. Da war er nun. Und ich bin sicher, dahinter steht der große Wunsch, dass es uns gut geht und wir sicher hier wohnen.

Doro weiß zu verbessern, daß die andere Rasse ein englischer Shepherd gewesen sei und sein australischer Züchter Heeler hieß. Aber warum Herr Heeler "Blau" heißt, wissen wir nicht. Außer daß er noch nicht stubenrein ist, hat er keine Absonderlichkeiten. Und das mit der Stubenreinheit kommt hoffentlich sehr bald. Herr Heeler hat übrigens keinen seiner Hunde abgegeben, weil er seine Hunde so sehr gemocht hat und sie sich bei der Arbeit so sehr bewährt haben.

Sam, so hat ihn die Tochter des Freundes genannt, war am ersten Tag schüchtern. Am zweiten Tag wurde er etwas lebendiger. Heute (22.01.) ist er sehr aufgeweckt und ausgesprochen süß. Er hat schon etwas Erziehung genossen, d. h. er nimmt im Haus nicht alles auseinander wie befürchtet. Und er lernt schnell. Kann lustige Blicke werfen. Nur mit der Stubenreinheit (engl.: hometrained) klappt es noch nicht. Gestern hatten wir einen Erfolg im Garten. Leider nicht von Dauer...

Die Sache mit dem Führerschein (siehe letztes Jahr) ist noch steigerbar. Es geht darum ein Auto zu kaufen. Es würde zu lange dauern, jeden einzelnen Besuch bei Ela-Motors aufzuzählen. Mißverständnisse, Zollprobleme, Geldbeschaffungsprobleme. Übrigens auch mit der deutschen Tagesgeldbank, die es nicht schaffte, eine TAN auf ein PNG-Handy zu senden. Dafür hat unsere gute alte Kirchenbank ausgezeichnet funktioniert. Damit wir bald ein Auto bekämen, haben wir auf eine Bestimmung der Farbe verzichtet, nur die technischen Details angegeben bzw. ausgewählt. Sonst hätten wir 3 plus x Monate warten müssen. So haben wir die Hoffnung, dass es eher etwas wird. Wir bestanden auf einer Differenzialsperre. Fast alle Weißen hier schüttelten den Kopf darüber. Aber was nützt ein Allrad ohne Differenzialsperre auf schlammigem, glitschigem Untergrund? Wer einmal in Bobengrün auf einer Schlammwiese geparkt hat, weis, wovon ich schreibe. Mit unserem alten Audi mit Differenzialsperre war das kein Thema. Ob die anderen damals noch aus der Wiese kamen, wissen wir nicht. Jedenfalls werden sie länger gebraucht haben und sehr viele Helfer. Mittwoch (geplant war Dienstag) nun sollte es so weit sein. Wir leisteten eine Voranzahlung mit Verrechnungsscheck. Dies war die Voraussetzung, dass das entsprechende Zubehör angebaut wird. Aber nur, wenn der Scheck überprüft werden kann. Ging aber nicht, weil die Banken wegen Netzausfalls lahmgelegt waren. Wir einigten uns - weil es pressierte, auf einen Kauf am Freitag, ohne angebautes Zubehör, um mit dem Auto zur Orientierung nach Madang und vorher nach Goroka fahren zu können, um dort unseren Hund bei Bekannten abzugeben. Ging auch nicht, weil immer noch kein PC ging. Selbst OPAC, die Einrichtung für die Überseemitarbeitenden, über die der Kauf abgewickelt wird, konnte nicht an sein Konto heran. Jetzt wird es sehr spannend, wie wir unseren Hund unterbringen - wir dürfen ihn nicht mit zu der Orientierungsveranstaltung bringen - und wie wir nach Madang kommen. Am Montag stellt sich heraus, ob wir das Auto bekommen oder nicht...

Eigentlich wollte ich noch schreiben, dass ich zum ersten mal krank war. Für Neuankömmlinge in PNG erstaunlich spät. Magen-Darmgeschichte und leichte Temperaturerhöhung. Dazu extremes Schwitzen, jedenfalls mehr als sonst. Sozusagen Flüssigkeit aus allen Öffnungen. Ich hatte die Anfänge ignoriert und nicht rechtzeitigig ein sehr wirksames Naturmittel für die Verdauung von unserem guten Hausarzt in Freilassing genommen. Zwei Tage lag ich mehr oder weniger im Bett. Es gab lautes Grillenzirpen und das Schreikind von den Nachbarn tyrannisierte seine Mutter (wenn der Papa da ist, ist es normal und kann lachen) und eine sorgenvolle Ehefrau, die mich zum Bluttest auf Malaria ins Lae international Hospital verfrachten ließ. Der Fahrer, der mich hinbrachte, ließ sich ebenfalls untersuchen, weil es ihm seit Tagen schlecht ging. Auf einer Synode bei vielen Menschen und feuchtem Wetter kann man schon mal Malaria kriegen. Wir warteten auf das Ergebnis. Aber so krank waren wir nun auch wieder nicht, dass wir nicht angesichts einer weißen Frau Spekulationen über deren Geldmangel für den Kauf von Stoff oder ein Aufmerksamkeitsdefizitssyndrom oder noch schlimmere Dinge anstellen konnten. Nebenbei lief auf einem Bildschirm zum Zeitvertreib der Film: Die Feuersteins und es fielen uns ganz böse Dinge dazu ein. Das Ergebnis der Blutuntersuchung war negativ, und wir waren fast enttäuscht, weil wir uns doch krank fühlten. Es dauerte noch einen Tag, und dann war die Sache wieder gut.

22.01.12 Besuch in der Auferstehungskirche

Heute Nacht um 2 Uhr versuchte eine Gruppe von Leuten in das Verwaltungsgebäude einzudringen und wurde gestellt. Alle Gards und der Principal (Seminarleiter) waren im Einsatz. Ich versuchte gerade (vergeblich) eine Platine unserer guten Leuchtdiodentaschenlampe zu löten, die bei einem Sturz gebrochen war. Ich wunderte mich, welche Idioten (Entschuldigung) um diese Zeit mit einem Wahnsinnstempo über das Campus rasen ohne Rücksicht auf die sehr beachtlichen Geschwindigkeitsreduzierbarrieren auf dem Weg. Dass die Federn dabei nicht brachen! Wahrscheinlich betrunken oder unter Drogen.

Am Morgen verabredete ich mit der Frau des Principals, dass sie uns wieder mit in den Gottesdienst nähmen. Wie beim letzten mal waren wir noch am Frühstückstisch, als der Kleinbus vor dem Haus wartete. Obwohl wir doch so früh aufgestanden waren! Der Grund war ganz einfach: Unsere Uhren gingen erheblich nach. Im Bus erfuhren wir von ausführlich von dem nächtlichen Zwischenfall. Einer der Diebe konnte dingfest gemacht werden und sitzt jetzt erst einmal im Gefängnis.

Wir waren zum dritten mal in der Auferstehungskirche. Schon der Name "Ressourection-Church" klingt sehr heimelich. (Für alle die es nicht wissen, Dorothee predigte die letzten 12 Jahre in Mitterfelden in der Auferstehungskirche). Diesmal war es ein sprachlich gemischter Gottesdienst mit Abendmahl, d. h. auf Englisch und Pidgin. Es predigte zu unserer Überraschung unser australischer Nachbar, den wir vom Frühstückstisch aus fortfahren sahen und noch überlegten, wo der wohl heute hinfährt. Es ging um ein Leben in der Hoffnung auf die Wiederkunft Jesu, d.h. wie durch diese Erwartung sich unser Leben verändert und auf Wesentliches konzentriert. Die Predigt war selten gut. Zum zweiten Mal feierten wir in dieser Gemeinde Abendmahl. Mit großer Würde und routiniert wirken die Kirchenvorsteher beim Austeilen mit. Es gibt Einzelkelche. Die Austeilungsmethode ist sehr interessant: Man versammelt sich in langer Reihe quer vor dem Altar, fängt in der Mitte an, und teilt in die beiden Richtungen nach rechts und links aus. Unmittelbar danach kommen die Einzelkelche und der Einsammler der Kelche. Nach dem Empfang geht man auf seinen Platz zurück, der sofort wieder von den Nachrückenden aufgefüllt wird. Auf diese Weise gibt es beim Austeilen keine Unterbrechung, und es ist dennoch kein Fließband - Abendmahl. Es geht natürlich nur, wenn man genug Breite vor dem Altar hat. Eigentlich haben wir etwas gegen Einzelkelche, aber bei den Umständen und der Zahl an Teilnehmenden ist es eine sehr gute Lösung.

Beeindruckend ist die Kirchenmusik. Die Leitung hat immer die Jugend. Sie treffen sich schon eine Stunde vor dem Gottesdienst, spielt sich ein, betet. Während des Gottesdienstes begleiten sie die Lieder mit Gitarre, Schlagzeug, Trompete, Gesang, Keybord. Wenn sie ein Lied nicht so gut können, wird ohne Instrumente angestimmt. Die Leute singen um so lauter mit. Es gibt Wechselgesänge zwischen Jungen und alten. Auffällig: Besonders die Frauen singen sehr laut, mit Oberstimme. Ob das daran liegt, dass sie sonst im Gottesdienst nichts zu sagen haben? (Stimmt nicht ganz: sie lesen auch, aber es gibt keine Pfarrerinnen). Ich als eher mehr unterdurchschnittlicher Sänger habe so meine Probleme, den richtigen Ton zu finden. Die Männer singen zwar auch laut, aber jeder singt anders. Und es ist für alle gemeinsam kein Problem, die Band zu übertönen oder zu überholen.

In dieser Auferstehungskirche ist ein Pastor B., der uns beim ersten Besuch auf Deutsch begrüßte. Die ganze Gemeinde war sichtlich stolz, daß ihr Pastor uns so begrüßte, und wir waren nicht schlecht erstaunt. Baafeke war 5 Jahre Austauschpfarrer in Dietenhofen, Franken. Er stellte uns in Stichworten sein Gemeindekonzept vor - es ist sozusagen eine Art Projekt in der lutherischen Kirche hier. Sehr interessant. Später erfahren und berichten wir vermutlich mehr davon.

Nach dem Gottesdienst mit Segen gibt es noch Abkündigungen. Dabei wird auf Zuruf und zweifaches Anzählen von der ganzen Gemeinde drei mal geklatscht, zum Dank für Verkündigung und Band.

24.01.12 Unser MLS-Principal überfallen

Heute früh wollte er eigentlich mit uns nach Madang fahren. In der Nacht hatte er beobachtet, dass sich Fremde an einem Garten zu schaffen machten. Als er sie ansprach, fielen 4-5 junge Männer über ihn her. Sie schlugen auf ihn ein - auf den Kopf und mit der Machete auf den Rücken - Gott sei Dank nicht mit der scharfen Seite. Er meldete die Angelegenheit der Polizei, die versuchen wird, die bekannten Täter ausfindig zu machen. Das ist etwas schwierig, weil es hier keine Meldebehörde gibt.

Foto: J. Stadler

Unser Principal mit Frau und Sohn am Morgen nach dem Überfall

Der Überfall kam nicht von ungefär. Der Prinzipal hat im vergangenen Jahr 5 Lehrerfamilien mit Hilfe der Polizei vom Campus verwiesen. Sie arbeiteten nicht, besetzten das Haus und verhinderten auf diese Weise, dass neue Lehrkräfte an das Seminar kamen. So etwas wird hier in PNG erstaunlich lange geduldet. Unter anderem auf diese Weise kam das Seminar ziemlich herunter, weil es kaum Lehrkräfte gab, die etwas taten. Das Durchgreifen des Prinzipals ist ungewöhnlich und sehr mutig. Es zeigt, dass er gewillt ist, die Zustände am Seminar zu bessern. Vier Familien sahen diese Maßnahme ein. Eine Familie nicht. Sie zerstörte beim Auszug Pflanzen und Bäume, stahl den Kühlschrank und Einrichtungsgegenstände des Hauses, und machte sich nun über den Garten her. Der Kampf war ein Racheakt für den Platzverweis. Treibende Kraft scheint die Frau des Lehreres gewesen zu sein, die aus dem Hochland stammt. Der Prinzipal war heute früh sehr mitgenommen. Solcher Widerstand ist der Preis, den er bezahlen muss, weil er das Seminar wieder zu einer funktionierenden guten theologischen Ausbildungstätte machen möchte.

Der Prinzipal und der Dean of Studys geben uns Hinweise, wie wir uns so verhalten, dass uns solch ein Racheakt nicht passiert. Schlechte Nachrichten zum Beispiel, wenn jemand sein Studienziel nicht erreicht, sollen wir nicht überbringen, sondern werden von ihnen übernommen.

24.01.12 Madang - Nobnob - Sommerinstitut of Linguistik

Foto: J. Stadler

Highway von Lae nach Madang

Wir sind heute zu einem Orientierungsseminar des Sommerinstitut of Linguistic nach Nobnob bei Madang gefahren worden. Nachdem unser Autokauf nicht rechtzeitig klappte (eine sehr lange Geschichte) wollten wir mit dem PMV (Public Motor Vagon) fahren. Aber unser Prinzipal und einige Gemeindeglieder der Ressourection-Kirche wollten es nicht leiden und besorgten uns ein Auto samt Fahrer. Wir spüren: Man möchte, dass es uns gut geht und begleitet uns persönlich zu der für unsere Arbeit sehr wichtige Fortbildung. Und weil der Prinzipal als Begleitung wegen des Überfalls ausfiel, fuhr die Ehefrau des Fahreres mit - ein Schulleiter einer großen Grundschule und zugleich Kirchenvorsteher in der Auferstehungskirche.

Foto: J. Stadler

Der Schulleiter und Kirchenvorsteher mit Frau

Die Fahrt wurde zu einem kleinen Abenteuer: Zunächst merkten wir, dass die Stoßdämpfer nicht in Ordnung waren. Bei höheren Geschwindigkeiten zeigte der Wagen sehr bedenkliche Schleuderneigung. Das bedeutete langsam fahren. Dann hatten wir ein Problem mit der Motorhaube. Die Schließöse war ausgebrochen und die Haube klappte bedenklich hoch, gehalten von einem nicht sehr vertrauenserweckenden Sicherheitshaken. Besorgt um die Haube oder besser gesagt um unsere Sicht, haben wir an einer Haltestelle ein Seil gekauft und die Haube fest gebunden.

Foto: J. Stadler

Weil wir dem Bindfaden nicht trauten, kauften wir später unterwegs ein Seil.

Wenig später merkten wir, dass wir vor lauter Haube die Gelegenheit zum Tanken nicht genutzt hatten, und alle späteren Tankstellen hatten keinen Diesel mehr. Wie durch ein Wunder zeigte die Tanknadel plötzlich wieder mehr an. Schließlich kamen wir an einer Schwarzhandel-Tankstelle vorbei. Kinder verkauften den Diesel. Wir hofften darauf, dass sie ihn nicht mit Wasser verlängert hatten. Mit Wasser gepanschter Diesel wird ziemlich teuer.

Foto: J. Stadler

Private Tankstelle mit jungem Tankwart

Mit diesem Diesel kamen wir tatsächlich in Madang an. Jetzt ging es nur noch nach Nobonob hinauf. Ein abenteuerlicher Weg, etwas nur für Geländefahrzeuge. Unser Auto hat das prima gemacht. Ich dankte Gott, dass es hier in Madang nicht geregnet hatte - in Lae hatte es die ganze Nacht geregnet. Der Weg wäre gefährlich glitschig geworden, und ein Bach vielleicht obendrein. So war alles bestens. Unser Auto wird übrigens ein Toyota Landcruiser. Andere Fahrzeuge sind auf die Dauer für solche Wege nicht geeignet bzw. werden durch dauernen Reparaturen teuer. Für die guten englischen Landies, die mir mehr gefallen würden, gibt es hier leider keine Ersatzteile. Man muss auf die Ersatzteile 8-9 Monate warten und hat dann kein Auto.

27.01.12 Militärputsch in Port Moresby

Zur Beruhigung aller um uns Besorgten angesichts der Nachrichten über den Militärputsch in Port Moresby: Der Militärputsch berührt uns etwa so, wie der Sack Reis, der in China umgefallen ist. Zwar etwas näher als in Europa, aber auch nicht mehr.

Für das Land ist es natürlich wichtig, dass die Frage friedlich gelöst wird, wer von den beiden Premierministern, die wir zur Zeit haben, bleiben soll. Viele wünschen sich statt des bisherigen Premierminister Somare den vom Parlament gewählten Peter O'Neil, von dem man sich weniger Korruption erhofft. Somare ist seit der Unabhängikeit 1975 mehrfach Premierminister gewesen.

Schiffsunglück

Über die deutschen Nachrichten haben wir von dem Schiffsunglück vor Lae erfahren. Genaue Nachrichten haben wir nicht erfahren. Da Schiff könnte überladen gewesen sein und hat bei schwerer See Wasser aufgenommen und ist gekentert. Ein Tanker in der Nähe hat gleich einen Notruf abgesetzt, ein Hubschrauber war gleich zur Rettung da, andere Schiffe kamen dazu. Die Menschen im Schiff hatten keine Chance. Wahrscheinlich sind viele auch Opfer des hohen Seegangs geworden. Wieviele Menschen umkamen, ist nicht klar, weil es keine Listen gibt. Große Betroffenheit.

POC in Nobnob Teil 1

SIL (Summerinstitut of Linguistic) veranstaltet einen Pazifik-Orientierungs-Kurs (P0C). Weil unsere Kirche keinen eigenen Orientierungskurs anbietet, nehmen wir daran teil, um Land und Leute, Sitten und Gebräuche kennenzulernen und Pidgin zu lernen. Es nehmen vor allem Familien, aber auch Singles aus den USA teil, zwei Familien sind koreanischer Herkunft, die aber z.T. in Kanada wohnen, eine Familie kommt aus Großbritannien, eine Chinesin aus Honkong, und von der lutherischen Kirche ein Australier, Dorothee und ich. Bis auf die Lutheraner werden alle bei SIL arbeiten, die meisten in im Hochland, wo die Hauptstation von SIL ihren Sitz hat. Einige werden auf Außenstationen in den Dörfern arbeiten, um die lokale Sprache zu erforschen, die Bibel zu übersetzen, und anschließend lesen und schreiben zu unterrichten. Viele werden aber in Ukurumpa mithelfen, die Station und alles was dazu gehört zu betreiben: Flugzeugmechaniker, KFZ - Mechaniker, IT-Fachleute, Lehrer für die Missionarskinder an der Heimschule, ein Zahnarzt, Buchhalter, ein Zimmermann / Schreiner, Funkfachleute. SIL betreibt eine Flotte von 4 Flugzeugen und besitzt mindestens einen Hubschrauber, um die Missionare auf den unzugänglichen Außenstationen zu versorgen oder medizinische Notfälle nach Australien auszufliegen. Es sollen über 1000 Leute bei SIL im Land arbeiten. Im Internet heißt es, SIL arbeite als Nichtregierungsorganisation mit der Unesco zusammen und habe sprachwissenenschaftliche Standards bei der Erforschung von Sprachen gesetzt und habe manche Sprache vor dem Untergang gerettet. Kritisch wird angemerkt, SIL gebe sich nur neutral, sei aber evangelikal (was von manchen als Totschlagvokabel benutzt wird) und habe eine Affinität zu Diktaturen und bereite als geheime Vorpreschergruppe die Übernahme eines Gebietes durch gewinnträchtige und kulturzerstörerische Megafirmen vor. Das sind Behauptungen, die von manchem Unverständnis und Mißverständnis bezüglich Mission und Kultur und den tatsächlichen Vorgängen zeugen. Später werde ich mehr davon berichten. Wir sind jedenfalls gespannt.

Die Unterbringung ist in einem Gebäudekomplex, der, sagen wir einmal, etwa dem Standard von Campingplätzen in den neuen Bundesländern unmittelbar nach der Wende entspricht. Alles ist sehr schlicht, aber praktisch. Zum Sanitärgebäude kann man vom Regen geschützt und dem vorgezogenen Vordach auf einem betonierten Weg kommen. Nachts ist eine Taschenlampe hilfreich.

Apropro Regen. Gerade hat es geschüttet, dass die Regenrinnen übergelaufen sind und der Innenhof unter Wasser stand. Jetzt hat es wenig nachgelassen. Draußen ist ein Riesenlärm und Geschrei von Kindern und Vätern und Gelache von Müttern. Jemand hat die Plane seines Haus-Kuk abgenommen und auf den Rasen gelegt und Seife drauf getan. Das ganze ist eine Rutschbahn, die Kinder nehmen Anlauf und rutschen mit Begeisterung die Plane entlang. Es ist eine Riesengaudi!

Unser Zimmer hat zwei extrem unbequeme Stühle, die - wie übrigens alle Stühle hier - selbst gebaut und gefährlich kippelig. Manche der Stühle im Gelände haben schon einmal Schimmel gesehen.

Bettkonstruktion von unten

Das Bett besteht aus einem aus Brettern bestehenden Lattenrosten, ein Ende davon ist auf einen an die Wand geschraubten Balken gelegt, das andere Ende steht auf einem zweibeinigen Gestell. Darüber ein Moskitonetz. Die Matrazen sind dünn, deshalb verdoppelt, aber die Verdopplung hilf nicht, man sinkt trotzdem bis zum Brett ein, und es gibt Rücken- oder Hüftschmerzen bei Benutzung. Es gibt Vorhänge, an einem Draht aufgehängt. Als Schrank dient ein offenes Gestell. Der Fußboden besteht aus Waschbeton, die Farbe hat sich abgetreten. Zwei Matten liegen darauf, eine ist ganz ordentlich, die andere löst sich auf und dient als Stolperfalle. Der zu hohe Schreibtisch ruht ebenfalls auf einem Balken an der Wand und gegenüber auf anderen Seite auf einem Fußgestell. Sparsam und praktisch.

An diesem Tisch und auf diesen Stühlen taten uns Rücken und ... weh.
Oben: selbstaufräumende Regale

Es gibt zwei Regale, die sich nach vorne neigen. Wenn man nicht aufpasst, rutschen die Bücher und fallen herunter. Es gibt ein Mauseloch. Das Mauseloch könnte auch ein Rattenloch sein, die Hinterlassenschaften sehen entsprechend aus. Ich erwäge, die Rattenfalle, die uns als Equipment für den Dorfaufenthalt zur Verfügung steht, schon einmal hier auszuprobieren. Irgendein Tier, vermutlich ein Insekt, gräbt Erde und lädt sie durch eine Ritze in unserem Raum ab.

Das Mauseloch

(Ergänzung: Nachdem ich die Sache mit der Maus geschrieben hatte, tat sich in der Nacht Furchtbares. Unsere beiden Nachbarn hatten dieselbe Idee mit ihrer Rattenfalle und setzten sie in die Tat um. Die erste Maus ging gleich nach 5 Minuten in die Falle. Wir hörten die Falle zuschnappen. Die zweite Maus entkam. In der Nacht erwachten wir von einem durchdringendem Geschrei. Einer unserer Nachbarn rief seinen Zimmergenossen zu Hilfe. Das schreckliche Geschrei hielt währenddessen an und war kaum auszuhalten. Einer: "Gib mir das Buschknife!" Dann: "Hole den Hammer!" Dann ein Schlag. Und dann hörte das Geschrei auf. Endlich. Am nächsten Morgen erfuhren wir, was geschehen war. Eine Maus war von der Falle auf der Nase getroffen worden und eingeklemmt und schrie vor Schmerzen. Nachbar eins wollte sie aus der Falle lösen, ohne dass die Maus entkam. Er hielt sie mit dem Buschknife fest. Er wollte sie aber nicht mit der Hand fassen. So rief er den Zimmerkollegen um Hilfe - der brachte die Maus mit einem Hammerschlag um. Niemand hätte geglaubt, das Mäuse so laut und durchdringend schreien können. Ab diesem Mäusemord war jedenfalls Ruhe in unserem Zimmer. Keine Maus ließ sich mehr sehen.)

Jetzt kommt der Luxus: Wir haben eine Steckdose und elektrisches Licht! Und wenn der Strom ausfällt, wird ein Generator angestellt! Und noch mehr: Unmittelbar in der Nähe betreibt Digicel einen Sendemasten, so dass wir guten Handyempfang haben! Leider geht trotzdem das Netz manchmal nicht, vor allem das Hochladen gelingt nicht immer. Telefongespräche brechen öfters ab oder kommen nicht zustande. Es gibt eben noch andere technische Probleme.

Das ist die Küche

Es gibt eine große Gemeinschaftsküche, in der trotz aller Schlichtheit auf peinliche Sauberkeit bedacht ist. Das amerikanische ältere Ehepaar (65 +), dass für die Küche verantwortlich ist, zaubert die schönsten Sachen mit großer Liebe. Es gibt einige einheimische Küchenhelferinnen.

Wilma

In der Küche steht die betagte Wilma. So heißt ein riesiger Wamsler Küchenofen, auf dem das Wasser heiß gemacht wird. Wie Wilma nach PNG gekommen ist, konnte mir bisher niemand erklären. Aber irgendwie ist Wilma ein Gruß aus der Heimat. Manchmal qualmt sie aus den falschen Ritzen. Aber das macht nichts, weil der Qualm durch die vielen Fenster, die nur aus Fliegengaze bestehen, gleich wieder abzieht, ohne sich in der Küche zu verbreiten. Einmal beim Morgenküchendienst war es meine Aufgabe, die alte Dame anzuheizen. Irgend jemand hat ihr einen elektrischen Lüfter angebaut, und wenn Wilma keine Lust hat, brauchen wir elektrische Gewalt. Alles ist sehr praktisch und durchdacht. Es gibt einen kleinen Kühlraum, so groß wie eine Speisekammer. Hier wird Wasser, Milch, Lebensmittel und Obst gekühlt. An zwei großen Tischen mit Metalloberfläche (die regelmäßig desinfinziert wird) können mehrere Leute gleichzeitig arbeiten. Wir haben da schon mal Obst geschnipselt, dass es zu jeder Mahlzeit gibt: Bananen, Ananas, Popo, was das Land gerade so bietet. Es gibt eine Milchecke. Dort wird Milch und Joghourt aus Milchpulver hergestellt. Erst hat es uns ein wenig gegraust vor dem Milchpulver, aber es erweist sich als sehr praktisch und das Produkt schmeckt besser als H-Milch. Das Milchpulver ist leichter zu transportieren und mindestens genauso haltbar, wenn nicht länger. Das werden wir noch herausbekommen. Ich glaube, wir werden uns auch auf Milchpulver umstellen. Es geht ganz einfach: Wasser, Pulver, umrühren, fertig. Keine Klumpen. Nogat. (Nogat ist Pidgin und wird benutzt um Nein zu sagen oder wie hier das Nein zu bestätigen). Auch der Joghourt lässt sich ganz einfach damit herstellen: Milch machen, Jogourt von gestern hinein, warmstellen bis er fest ist, kühlen bis zum Verbrauch. Billig und gut. Es gibt eine professionelle Spülmaschine und zusätzlich zu Wilma eine Gasgroßkochstelle. Es gibt einen mit Holz betriebenen Backofen.

Knetmaschine

Der Speisesaal besteht aus langen Tischreihen mit hochklappbaren Bänken, damit man besser kehren kann. Sitzqualität ist nicht gefragt. Das Essen soll nicht zu lange dauern. Jeder hat einen beschrifteten Serviettenhalter aus einem abgeschnittenen Bambusrohr und kann seine Stoffserviette nach Bedarf auswechseln. Wie fast überall geht es hier sehr laut zu: schreiende Kinder und schreiende Eltern, dazu das Geklappere von Töpfen aus der Küche, Geschirr und Besteck. Die Ansagen sind oft nicht zu verstehen. Begonnen wird mit einem Psalmwort und einem Tischgebet, inzwischen auf Pidgin. Jeder wird zu verschiedenen Diensten eingeteilt: Speisesaal vorbereiten, nach dem Essen reinigen, ebenso in der Küche, ein Team zum Vorbereiten und Nachbereiten. Jede Mahlzeit also mit vier Teams. Mit großem Aufwand wird jeder Handgriff erklärt.

Und dann gibt es noch den Sanitärbereich. Für die Männer gibt es drei WC's, zwei davon haben Türen, ein WC-Deckel sieht aus, als sei er extrem schmutzig. Ist er aber nicht, wird sogar mit Desinfektionsmittel behandelt, nur die Oberfläche hat irgendwie Schaden genommen. Also kann man ihn noch benutzen. Dann gibt es drei Waschbecken. Ein Wasserhahn gibt Wasser, nur so lange man ihn hält. Ein Waschbecken besitzt einen Spiegel. Hier gibt es beim Rasieren oder bei der Zahnpflege manchmal einen kleinen Stau. Es gibt keine Handtuchhalter oder -haken. Man gebrauche die Schulter oder die Knie oder den Arm. Dafür gibt es ein Regal, in dem man seine Sachen abstellen kann. Manchmal sollen wir sie aber lieber mit in das Zimmer nehmen, damit die Sachen keine Beine kriegen. Dann gibt es noch drei Duschen. Wer warmes Wasser möchte, für den gibt es in jeder Dusche einen Eimer, aufgehängt an einem Flaschenzug. Die Eimer haben Löcher im Boden, die verschlossen werden können. Man zieht den Eimer hinauf - beziehungsweise man lässt ihn erst einmal herab, um ihn zu füllen und zieht ihn dann an dem Seil hoch und genießt das warme Wasser, so viel der Eimer her gibt.

Für Warmduscher

Manchmal soll es nicht wirklich warm sein, weil das Heizteam, das den Holz-Warmwasserofen betreiben soll, zu spät angeheizt hat (morgens und abends - wir kommen auch noch dran) oder das Warmwasser aufgebraucht ist. Und tatsächlich! Manche duschen warm. Ich bin dazu, ehrlich gesagt, zu faul und außerdem freue ich mich bei den hiesigen Temperaturen über eine kalte Dusche und außerdem ist das kalte Wasser auch hier nicht wirklich kalt.

Der Fußboden besteht aus dünnen Brettern, die im Abstand von 1 cm verlegt sind. So fließt das Wasser gleich ab und beim Kehren fällt der Schmutz durch die Ritzen und man braucht kein Kehrblech. Praktisch! Bei den Frauen soll es übrigens genauso sein. Ich glaube aber nicht, dass eine WC-Tür fehlt. Wie die 25 Frauen und Töchter mit einem Spiegel auskommen, ohne dass es zu Handgreiflichkeiten oder einer Revolution kommt, ist mir nicht ganz erklärlich. Im Übrigen gilt: Wasser sparen! Die Regel ist: nur einmal am Tag duschen mit möglichst wenig Wasser. Einmal musste das Duschwasser schon von Trinkwasser auf Flusswasser umgestellt werden, weil es zu wenig geregnet hat. Ich hab's getestet: Das Regenwasser ist besser. Doro sagt übrigens, es fehle keine Tür, nur ein Warmduscher-Eimer springe aus der Rolle und könne dann nicht mehr hochgezogen werden.

Der Unterrichtssaal hat besagte Stühle, grob gezimmerte Tische, eine kleine Tribüne, ein Whitebord für den Beamer. Der Beamer setzt ab und zu aus, irgend eine Sparfunktion ist noch nicht entdeckt. Es gibt eine "Cosy-Ecke" mit nicht mehr ganz sauberen, gepolsterten Rattan-Möbeln. Es gibt zwei Regale mit englischer Unterhaltungsliteratur. (Ich lese gerade John Grisham, The Associate, was meinem Englisch aufhelfen soll. Die Freilassinger Solarlampe machts möglich - es gibt keine Nachtischlampen.) Es gibt zwei Regale mit Missions- und sprachwissenschaftlicher Literatur. In einem prall gefüllten Hängeregisterschrank gibt es verschiedene Aufsätze, von denen wir 6- Wöchler neben dem Unterricht mindestens 9 lesen sollen und darüber jeweils einen Bericht zu schreiben haben. Man kann die Aufsätze und Buchauszüge auch als PDF-Dateien bekommen. Die sind optisch nicht besser, weil irgendwie aus den vorhandenen Vorlagen zusammengebastelt, aber angenehmer, weil man nicht mit dem z. T. etwas angegammelten Papier arbeiten muss. Und das Papier wird hier bei der Luftfeuchtigkeit schnell schlecht. (Na ja, es würde nicht schaden und auch nicht die Welt kosten, wenn man einige Aufsätze nach ein paar Jahren erneuern würde). An der Decke gibt es eine Reihe von Ventilatoren, einer davon ist abgeklemmt. Wenn sie angestellt sind, gibt es akustische Probleme, vor allem, wenn sie mit voller Geschwindigkeit laufen. Viele Nebengeräusche stören die Konzentration sehr. Nebenan ist die Werkstatt des Geländes, es wird gesägt, geschweisst, gehämmert, gesägt, mit Pressluft gearbeitet. Da ist der Fuhrpark mit zwei LKW und zwei weiteren KFZ, die Holzlege, bei der auch Holz gehackt wird. Zusammen mit der meist undeutlichen und oft leisen Aussprache der Amerikaner ist es rein akustisch schon eine große Anstrengung, dem Unterricht zu folgen. Und wenn man dann überhaupt noch Probleme mit Englisch hat, reicht die Konzentration bei der Hitze etwa eine Stunde. Der Rest ist Qual.

Darüber hinaus gibt es hier ein paar Mitarbeiterhäuser von unterschiedlichem Alter und unterschiedlicher Qualität. Es gibt ein Haus Win, ein offenes Haus mit Dach und Bänken mit schönen Ausblick auf ein abgründiges Tal (warum ist der Berg eigentlich nicht schon längst abgerutscht?), in dem man sich unterhalten kann und in dem das Freitag-Abend-Barbeque stattfindet, wenn es nicht gerade in Strömen regnet. Etwas entfernt auf dem Ende eines Bergrückens stehen einige Sendemasten von der Telikom. Von dort hat man einen herrlichen Ausblick auf Madang, die Küste, die Insel Karkar und weitere kleine Inseln.

12.02.12 Ein frommer Hund

Kirche von Nobnob

Auch in Neuguinea gibt es Hunde. Auch hier in Nobnob. In vielen Kirchen in PNG dürfen Hunde mit in den Gottesdienst, d. h. eigentlich kommen sie von allein. Nur manchmal werden sie verjagt. Wenn es eine Kirchentür gibt, ist sie meistens offen. Jeder kann kommen und gehen wie er möchte. Kein Türeklappen. Heute z. B. waren am Anfang des Gottesdienstes nur ganz wenige da. Im Laufe der Zeit kamen immer mehr. Auch um die Kirche herum sammeln sich die Menschen. Draußen kann man nebenbei ein wenig schwatzen und doch mit halbem Ohr dabei sein. Oder sein unruhiges Kind hin und her tragen. Oder eine Rauchen. Es ist alles ganz locker. So etwa im ersten Drittel des Gottesdienstes kam er. Er kam mir bekannt vor, er muss etwas von einem Berner Sennenhund im Blut haben, mit seinen weißen Pfoten und der weißen Brust, deshalb ist er mir wohl schon einmal aufgefallen. Heute kam er in den Gottesdienst, korrekt auf der Männerseite links. Er legte sich unter die Bank, zwischen die Füße der Gottesdienstbesucher. Niemand trat ihn. Was hier leider oft passiert. Die meisten Hunde haben deshalb Angst vor Menschen. Dieser Hund nicht. Er rollte sich zusammen und fühlte sich hundewohl. Nach dem Gottesdienst ging er mit uns etwa einen Kilometer mit zurück zur Station, blieb am Eingang stehen, als wolle er sich verabschieden, und ging dann seiner Wege. Dorothee erzählte, dieser Hund sei schon letztes mal im Gottesdienst gewesen. Ein Herrchen oder Frauchen war nicht zu bemerken. Ich meine, ich habe ihm am Abend beim Haus-Kuk (wird später erklärt) noch einmal gesehen. Hunde solcher Art haben wir auch in Lae im Martin Luther Seminar beobachtet. Sie machen keinen Lärm, streiten sich nicht oder nur kurz, sind einfach nur dabei und verfolgen den Gottesdienst. In Deutschland würden sie aus der Kirche geworfen.

29.02.-05.03.2012 Dorfaufenthalt in Gomoi

Foto: Jürgen Stadler

Die Familie, bei der wir 5 Tage im Dorf gelebt haben.

- zu den Bildern vom Dorfaufenthalt -

Rückblick auf das Orientierungsseminar:

Das Seminar ist nun schon eine Weile her (Es ist der erste April 2012). In der Zwischenzeit war ich etwas less mit Homepage schreiben. Sprich, ich hatte keine Lust. Die fleißigen Besucher werdens gemerkt haben. In der dritten Woche hatten wir eine Krise im Kurs. Sie baute sich langsam auf und kam schließlich zur Eskalation. Ein Teil der Leitung legte einen ziemlich autoritären, fast militärischen Stil an den Tag. Wenn man zum Bund geht, mag man das vielleicht erwarten. Ich war nie beim Bund, aber was ich bei Besuchen und in Gesprächen wahrgenommen habe, geht es beim Bund meist freundlicher zu. Die erste Woche ließen wir es uns gefallen. In der zweiten Woche fing es an zu nerven. In der dritten Woche hielten wir es nicht mehr aus. Die Leitung hatte keine Sensibilität für die Bedürfnisse der Teilnehmer, wieviel sie noch aufnehmen konnten oder nicht, und wann eine Pause nötig war. Hauptsache der Plan wurde erfüllt - was dabei herauskam, spielte scheinbar keine Rollt. Wichtig war, alles vollständig und richtig zu machen. Die Leitung tat so, als wären die Teilnehmer keine erwachsenen Menschen, die eigene Verantwortung hätten und tragen könnten. Für uns war das Maß voll, als in der dritten Woche an einem Morgen, als gerade ein Film gezeigt wurde, eine Mitarbeiterin auf Dorothee zuschoss und ihr befahl, sofort den Raum zu verlassen und sich umzuziehen. Ihre Bluse über der Hose sei zu kurz. Zur Erklärung: Es gibt in PNG in Bezug auf Kleidung bestimmte Anstandsregeln, an die man sich als Frau halten sollte, um nicht mit gewissen Frauen verwechselt zu werden bzw. bei gewissen Männern nicht falsche Hoffnungen zu wecken. Darunter fällt auch Kleidung, die in Europa oder Amerika keinen Anstoß erweckt, und man tut gut, sich an diese Regeln zu halten um der eigenen Sicherheit willen. Vor Antritt des Seminars hatten wir ein Papier unterschrieben, in dem wir diesen Regeln zustimmten. Es stellte sich allerdings heraus, dass zumindest in städtischem Umfeld die Regeln von den Einheimischen längst nicht mehr so eng gesehen werden, und das war den Teilnehmern bei Marktbesuchen durchaus auch aufgefallen. Kurzum, Doros Bluse war zu kurz. Und ihr wurde befohlen, sofort und unmittelbar den Raum zu verlassen und sich umzuziehen. Im Falle des Ungehorsams müsste sie damit rechnen, dass unsere Vorgesetzten informiert würden und und und... Doro dachte sich: in diesem Ton und auf diese Weise und zu diesem Zeitpunkt tue ich das nicht. Wir machten klar, dass wir ein Gespräch mit den Mitarbeitern wollten. Es ginge uns nicht um die Kleidungsfrage, sondern um den Stil.

Zwei angespannte Tage vergingen, bis es zu dem Gespräch kam. Wir konnten unsere Anliegen vortragen, es waren eine Reihe von Punkten, die ich hier nicht aufzählen möchte. . Die Mitarbeiter hörten uns zu. Sie fingen nicht an zu diskutieren. Am Ende geschah etwas ganz Unerwartetes: Die Leitung entschuldigte sich und versprach Besserung. Es sei zwar schwer, schlechte Gewohnheiten zu ändern, aber sie wollten es versuchen. Wir mögen Geduld haben, wenn es nicht von Anfang an gelinge. Plötzlich leuchtete etwas auf, das uns bei aller Unterschiedlichkeit der Herkunft und Prägung und Kultur und Erfahrung verband: Wir waren Christen, die einen gemeinsamen Herrn haben und die Fehler machen können und miteinander neu anfangen können. Wir beteten noch miteinander, um dann auseinander zu gehen.

Die Mitarbeiter hielten Wort. Am Tag darauf gab es keine Drohungen mehr. Statt Aufforderungen gab es Einladungen und Ermutigungen. Die Kinder jubelten, als sie hörten, dass das Schwimmen freiwillig sei. Sie durften jetzt ihre Eltern aus dem Unterricht holen, wenn es ein Problem gab. Das Klima im Kurs wurde schlagartig anders. Und ich fragte mich, ob ich mich wohl von Null auf Hundert über Nachtändern könnte?

Die letzten drei Wochen POC verliefen wesentlich entspannter. Höhe- und Zielpunkt war für die 6-Wochenteilnehmer 5 Tage leben in einem Dorf. Am meisten haben wir vom Englisch profitiert. Mit dem Pidgin sind wir nicht viel weiter über das hinausgekommen, was wir an vier Wochenenden in Mission Eine Welt bei Ricarda im Pidgin-Kurs gelernt haben. Danke Ricarda! Du bist eine gute Lehrerin. Am gewöhnungsbedürftigsten im Seminar war die Begegnung mit den amerikanischen Brüdern und Schwestern, die die große Mehrzahl der Teilnehmer ausmachten. Alle waren irgendwie vom Bible-Belt. In Deutschland würden sie Fundamentalisten gescholten. Manches an ihnen war ermutigend, manches eben auch sehr merkwürdig. Erfrischend und anregend war, dass sie das tägliche Leben, die Dinge des Alltags ganz bewußt aus Gottes Hand nahmen bzw. in Gottes Hand legten und konkret dafür beteten. In Deutschland meinen wir eher das nicht so nötig zu haben, weil ja alles scheinbar auch ohne Gebet funktioniert. Gott ist ein Gott, der im Alltag mit uns geht. Erfrischend auch die Glaubenszeugnisse, die sie gaben. Allerdings wurde niemand gefragt, ob er eines sagen wollte, sondern die Zeugnisse wurden in der Reihenfolge einer Liste nach der Pause am Morgen gegeben, und es wurde vorausgesetzt, dass jeder etwas zu sagen hat und sagen möchte. Unfreiwillig also. Siehe unsere Auseinandersetzung oben. Auf die Dauer aber schien es so, dass die Glaubenserfahrungen wichtiger genommen wurden als Gottes Wort, und die Gefahr, die eigenen Erfahrungen mit Gottes Willen zu verwechseln, weil man sich dem Wort nicht aussetzt, schien vorhanden zu sein. Wir waren in eine Art Hauskreisgruppen eingeteilt, in denen wir uns austauschen sollten. Gut gedacht und gut gemeint und es kam auch zum Austausch. Wir wünschten uns einen Austausch über einen Bibeltext, um zu sehen, wie unsere Mitteilnehmer Gottes Wort lesen und verstehen. Es kam aber statt dessen ein Vortrag, der aus einer Aneinanderreihung von Bibelworten bestand, zusammengestellt anhand einer Konkordanz, ohne auf den Kontext zu achten. Austausch unerwünscht, sondern der Leiter sprach und das war's. Wir haben also nichts über die Bibelauslegung der sogenannten Fundamentalisten erfahren. Oder war es das? Dafür haben wir (für uns jedenfalls) wirkliche Gräuel wahrgenommen. Barak Obama wird gehaßt. Er gilt als Moslem (was er nach eigenen Aussagen nicht ist). Barak gilt als ein Kommunist, weil er eine Krankenversicherung einführen möchte (!). Das sei der Anfang vom Weltuntergang. Eltern schlagen ihre Kinder und andere Eltern finden das richtig. In Deutschland würden Eltern im Wiederholungsfall die Kinder genommen. Eine Mitarbeiterin war mit einem Soldaten verlobt, der in Afghanistan eingesetzt war. Sie war stolz auf den gerechten Krieg. Die Rede vom Kreuzzug im Namen Gottes ist da wirklich nicht mehr weit. Es gibt nur schwarz oder weiß, und über Grautöne nachzudenken ist schon falsch. Da hört dann plötzlich auch die Liebe auf. Eine lutherische Zweireichelehre scheint es nicht zu geben. Und ob es jenseits der eigenen Bekehrungsefahrung noch andere andere Christen gibt, war nicht wirklich auszumachen. Die amerikanische Gesellschaft scheint tief gespalten. Mit einem mal wurden uns viele Dinge deutlich und verständlicher, z.B. die Wahlkampfauseinandersetzung in den USA. Man muß es erlebt haben, sonst versteht man es nicht - so ging es mir jedenfalls. Was ich nicht verstanden habe, wie autoritäres Denken und Verhalten einerseits und Freiheits- und Demokratiegedanke in den USA andererseits in den Herzen der Menschen zusammenpassen. Aber das ist vielleicht nur unser Problem. Vielleicht haben wir aufgrund unserer deutschen Diktaturerfahrung besonders sensibel auf manche Dinge reagiert.

In der 5. Woche kam der Dorfaufenthalt.

Rückkehr nach Lae zum Martin Luther Seminar

Bevor wir zurückkehrten, bekamen wir einen Anruf. Erst sprach die Frau vom Prinzipal, dann er selbst. Sie waren untröstlich. Unser Hund, den wir drei Tage hatten und den sie dann die 6 Wochen gepflegt hatten, war gestohlen worden. Er war gut gewachsen und sehr freundlich und fing dank der guten Erziehung von Adam, dem Sohn des Prinzipals, an, stubenrein zu werden. Und jetzt war er weg. Zusammen mit dem Computer des Prinzipals und dem teuren Schulgeld für die Kinder. Ein herber Schlag für die Familie. Vermutlich dachten die Diebe, Sam sei ein Hund des Prinzipals gewesen. Die Vermutungen gehen noch weiter. Es wohnen Menschen in den Settelments aus Gegenden, in denen Hunde gegessen werden... Trauer war angesagt. Wir haben nicht einmal ein Foto von Sam.

Fahrt zur Frauenretreat und nach Amron zur Hospitation 16.-21.03.2012

Für das Wochenende trafen sich die Frauen der Overseas in Alexishafen. Dort gibt es ein Gästehaus unter katholischer Leitung. Die Frauen hatten das Thema "Zeit" - und hatten viel Zeit zum Austausch. Mitfahrende Ehemänner hatten sich in Amron am Evangelistenseminar bei einem ebenfalls verstrohwitweten Ehemann versammelt um dort Gemeinschaft zu pflegen und die Lage zu besprechen. Der Samstagsausflug der Frauen wurde wegen Regens auf Sonntag verschoben. Am Sonntag gab es dann einen Bootsausflug mit Besichtigung des Hafens von Madang und Besuch einer Schiffstankstelle. Anschließend wollten wir (ich hatte als Hilfsbootsmann angeheuert) noch zu einer Insel fahren, um dort zu schwimmen bzw. zu schnorcheln. Es zog aber ein heftiger Wind samt Regen und ziemlichen Wellengang auf, so dass wir lieber Richtung Heimathafen Jais Aben zurückkehrten und froh waren, wohlbehalten zurückgekehrt zu sein.

Wir wollten im Anschluss an die Frauenretreat in Amron am Evangelistenseminar hospitieren. Daraus wurde aber nichts. Lehrer und Studenten hatten einen Streik beschlossen. Anlass des Streiks war, dass eine Voluntärin überfallen werden sollte. Sie lebte allein in einer Wohnung. Als sie im Dunkeln nach haus kam, spürte sie, dass in ihrer Wohnung etwas nicht in Ordnung war. Es war jemand bei ihr eingebrochen, um ihr Übel zu tun. Gerettet hat die Voluntärin, dass sie von drei Studenten begleitet wurde, um sie sicher nach Hause zu bringen. Der Täter entkam.

Es handelte sich nicht bloß um einen schlimmen Überfallsversuch. Die Sache hatte tiefere Gründe. Im Hintergrund stehen ungeklärte Landfragen. Der jugendliche Übeltäter war angestachelt von einem älteren Mann, der Anspruch auf das vom Evangelistenseminar besiedelte Gebiet erhebt und sein Land wohl unberechtigterweise zurückverlangt. Die Verträge dazu sind eindeutig. Um an das Land zu kommen, müssen die Weißen und einheimischen Lehrer und die Studenten vertrieben werden. So ein initiierter Überfall könnte sie vertreiben, zumindest ihnen deutlich machen, dass sie nicht mehr erwünscht sind. Lehrer und Schüler haben sich entschlossen zu streiken, um den Verantwortlichen in der Kirche Handlungsbedarf zu signalisieren. Die verantwortliche Ebene in der Kirche aber unternahm bisher nichts, weil sie korrupt ist und lieber für sie lukrative Landverträge mit den Siedlern machen, die hier unerlaubt seit langer Zeit auf dem großen und nicht genutzten Kirchengelände geduldet werden. Der Konflikt um das Land schwelt schon seit langer Zeit und wurde aus Angst vor Gewalt durch die Settler von den einheimischen Mitarbeitern der Kirche nicht angegangen bzw. zum eigenen Vorteil ausgenutzt. Und eine unbeteiligte Voluntärin trifft es dann. Das ist die Logig, die hinter diesem Überfallsversuch steht.

Eine andere Landfrage berichtete uns ein Missionarsehepaar: Ihr Garten wird von Einheimischen beansprucht. Es werden Pflanzen zerstört, andere gepflanzt und der Ertrag beansprucht. Sicht und Wind wird dem Missionshaus durch Pflanzung von Bäumen genommen, als Folge siedeln sich Moskiten an. Scheibchenweise wird dem Missionarsehepaar deutlich gemacht: Wir wollen diesen Platz. Und die verantwortlichen einheimischen Kirchenmitarbeiter unternehmen bisher nichts.

Noch eine Geschichte von Amron. Ein einheimischer Lehrer gerät (aus mir unbekannten Gründen) in Konflikt mit seinem Schwiegersohn. Schwiegersohn und Tochter haben ihre Geschichte: Sie hatten nicht ohne Grund Aufenthaltsverbot in Amron. Die Frau ging auf ihren Mann mit dem Messer los. Der verteidigt sich. Der Schwiegervater nutzt die Gelegenheit und beißt dem Schwiegersohn in die Nase. In der Rauferei ruft der Schwiegervater seine Schüler zu hilfe, die den Schwiegersohn durchs Gelände prügeln. Andere kommen hinzu und treten auf den am Boden liegenden ein, bis dieser im Schlamm liegenbleibt. Am anderen Tag kündigt der Lehrer an, aus dem Seminar zu gehen. Das wird aber wohl nichts - die entsprechende Leitung schweigt sich bisher zum Vorfall aus und zieht keine Konsequenzen. Am Montag drauf trafen sich Studenten und Lehrer, um eine Lösung für den Konflikt zu finden, damit nicht der Geschlagene seine Angehörigen zu Hilfe ruft und die Sache noch mehr eskaliert und zu einer Stammesauseinandersetzung wird.

Den weißen Mitarbeitern sind die Hände gebunden, weil die einheimische Kirchenleitung nichts unternimmt. Da die beiden weißen Lehrer in den nächsten Monaten beide gehen, ist die Zukunft des Evangelistenseminars durchaus offen. Vielleicht ist ja eine Schließung von gewissen Entscheidungsträgern gewollt um kurzfristigen finanziellen Vorteils willen. Die Lage ist unklar am Evangelistenseminar in Amron. Warum machen die weißen Lehrer trotzdem weiter? Weil sie an die Mehrheit der Unbeteiligten denken, die eine Ausbildung für den Dienst in der Kirche haben möchten.

Dieser Einblick ist natürlich auch eine Orientierung. Sie zeigt die Situation der Kirche, ihre Hilflosigkeit gegenübe der internen Korruption, die schwelende Landfrage, den Abbruch im Mittragen der lutherischen Kirche und ihrer Liegenschaften. Die Kirche ist in einer Krise. Ihr fehlen zuverlässige, mutige und gut ausgebildete Mitarbeiter. Letzteres ist der Grund, warum wir hier in PNG sind.

Krokodilzucht (28.03.12)

Krokodilfarm Lae 2012, Foto: Jürgen Stadler

Blick vom Eingang in das Farmgelände.

Heute haben wir mit zwei anderen Neuankömmlingen im Rahmen unserer Orientierung eine Krokodilzucht angesehen. Zunächst wurden wir vorn einem Krokodilteenager begrüßt, dann sahen wir die Brutkästen für die Krokodileier, die Schlupfkästen, später die Jungtierkäfige, zuletzt die Einzelkäfige der großen Tiere. Männliche Krokodile wachsen schneller und geben ein besseres Leder. Das Krokodilleder wird vor allem nach Japan und ? verkauft, das Fleisch wird in PNG und in aller Welt vermarktet. Krokodilfleisch gibt es ab und zu im Supermarkt, genauer gesagt alle viertel Jahre, wenn Krokodil-Schlachtezeit ist. Das Fleisch ist weiß, und es schmeckt wie eine Mischung zwischen Hühnerfleich, Fisch und Stallhase.

Krokodilfarm Lae 2012, Nr. 39, Foto: Jürgen Stadler

Der Besuch der Krokodilzucht ist übrigens ein bewährter Missionarstest. Angehende weiße Missionare müssen zum Test über die Krokodile herlaufen. Kommen sie auf die andere Seite, sind es gute Missionare. Wenn nicht, hört man nie wieder etwas von ihnen. Oder hat schon mal jemand etwas von ihnen gehört? Wir jedenfalls sind, wie sich herausstellte, gute Missionare.

Ehrlich gesagt, die Tiere sind mir durch diesen Besuch nicht vertrauter geworden. Sie liegen ganz ruhig und schnappen plötzlich blitzschnell nach einem.

- mehr Bilder vom Besuch der Krokodilfarm -

01.04.12 Stromausfall in der Auferstehungskirche

Heute waren wir wieder einmal in der Auferstehungskirche. Vor dem Gottesdienst gibt es ein Vorprogramm mit Band: Gesangsteam, E-Gitarre, Bassgitarre, Schlagzeug, großem Verstärker, Mikrofon, was eben dazu gehört. Die Jugend der Gemeinde macht das Programm. Viele Gottesdienstbesucher kommen früher, um sich mit der Band auf den Gottesdienst einzustimmen. Diese Band spielt auch im Gottesdienst. Ich kann ja nicht wirklich ein Instrument spielen, aber es ist für mich immer interessant, der Band zuzusehen. Diese Band ist ein eingespieltes Team. Einer fängt an, die anderen stimmen mit ein. Irgendwer gibt ein Lied an. Die Mitglieder der Band sehen einander zum Teil nicht einmal. Leider konnte ich den Drummer noch nie sehen - er sitzt irgendwo in der Ecke versteckt. Heute nun im Gottesdienst, als es gerade sehr laut zuging, die Sänger ins Mikro schrien (sangen), die Gitarren spielten und das Schlagzeug wirbelte - da fiel mal wieder der Strom aus. Schlagartig war die Verstärkung weg. Die Sänger zuckten überhaupt nicht, sie sangen ohne Unterbrechung um so lauter weiter, das Schlagzeug brauchte keine Verstärkung, nur die Gitarren fielen akustisch aus. Die Gitarristen stellten ihre E-Gitarren auf den Ständer, holten sich ihre akustischen Gitarren, stimmten wieder mit den Sängern und dem Drummer in das begonnene Lied ein, als wäre nichts geschehen. Während eines anderen Lieds kam der Strom wieder, die Anlage wurde während des Liedes wieder in Gang gesetzt, und langsam und kaum spürbar stimmten die E-Gitarren und andere elektrisch unterstützte Tongeber im laufenden Lied wieder mit ein. Die Lautstärke wurde ganz langsam erhöht. Alles ohne Aufregung. Jeder tat seinen Job - ein eingespieltes Team. Improvisation - nicht nur wie diese - ist eine der großen Stärken der Menschen in PNG.

Der Strom fiel noch ein zweites mal aus, während der Predigt. Gleichzeitig fiel eine junge Frau vom Stuhl - Kreislaufkollaps. Der Pastor hat eine feine Art, die Liturgie zu halten. Die halb Englisch halb Pidgin - Predigt haben wir diesmal ziemlich gut verfolgen können. Leider war sie recht langweilig. Es ging um Palmsonntag. Der Prediger vermochte es jedoch, zum dritten mal nacheinander bei dem sehr beliebten Thema Adam und Eva anzufangen. Diese Art Wiederholung zeugt eher von Unvorbereitetheit statt von Gewißheit.

Heute habe ich Dorothee zum ersten mal die Haare gefärbt. Schön machen für Logaueng und Quembung. Der Friseur hat ihre Haare gut geschnitten, aber beim Färben hat er ziemlich geschlampert. Heute also ich. Mal sehen, ob es gelingt. Während der Einwirkungszeit ging ich zum Nachbarkollegen aus Australien. Seine Studenten, die im selben Gottesdienst wie wir waren, behaupteten, die junge Frau sei vor Langeweile bei der Predigt eingeschlafen und von der Bank gefallen. Sie habe das aber nicht recht zugeben können und deshalb ein wenig am Boden verharrt, bis sie sich hat herausführen lassen...Vom Nachbarn zurück treffe ich auf eine glückliche Frau. Ich hätte es schön gemacht.

26. März ff: Das Internet funktioniert nicht

2.-4. April Orientierung am Senior Flierl Seminar in Logaweng

4.-8. April Teilnahme am Easter-Camp im Quembung District

11.04.

Heute wurde unser Auto geöffnet und ein Rucksack gestohlen. Als die Alarmanlage losging, verschwand der Dieb. Kirchenmitglieder, die den Vorgang beobachteten, warteten an unserem Auto, bis wir von unserm Einkauf wieder kamen. Sie erkannten an unseren dicken Aufklebern, dass wir kirchliche Mitarbeiter sind. Man hatte uns aus diesem Grund übrigens zu diesen Aufklebern geraten. Der Rucksack gehörte einem Mitarbeiter und hatte wenig wertvollen Inhalt, z. B. Klohpapier.

12.-15.04.2012 Männerretreat in der Nähe von Goroka im Hochland

24.04.2012 Ausnahmezustand im Landeskirchenamt im Ampo

Vergangene Woche herrschte im Lutheran Headquarter Ausnahmezustand. Die Basis steht auf gegen Korruption, Vetternwirtschaft und persönlicher Bereicherung von leitenden Mitarbeitern der Kirche. Die Polizei hat Einzelne in Untersuchunghaft genommen. Der Bischof und der Churchsecretary haben sich unsichtbar gemacht. Alle sind erregt. Zur Zeit weis man noch nicht so recht, wie man die Situation regeln kann. Gespräche wären erforderlich, aber es ist niemand da, der sie leitet. Die Zeitungen berichten darüber. Viele schämen sich über ihre Kirche. Wenn wir ins Gelände von Ampo kommen, gibt es eine Menge von Schaulustigen, die nicht wirklich wissen, was sie machen sollen, aber jede Bewegung jedes anderen genau verfolgen. Eine eigenartige Stimmung.

Wir finden es gut, dass der ganze Dreck unter dem Teppich einmal hervorgekehrt wird und tatsächlich etwas geschieht. Bisher hatte jeder Angst, etwas zu unternehmen, jemanden Betrug oder Mißbrauch vorzuwerfen, weil er die Folgen für sich fürchtete (z. B. von Angehörigen der Beklagten verfolgt zu werden). Hoffentlich geht diese Bewegung auch in den Distrikten und Bezirken weiter, sonst laufen der Kirche hier auf Dauer die Leute fort. Es wäre schön, wenn mit dem Aufdecken von Betrügereien auch ein wirkliches Umdenken und geistliche Umkehr verbunden wären. Wir beten dafür.

02.05.2012

Heute begannen die ersten Vorlesungen. Dorothee hat angefangen, über Genesis zu lesen, ich über das Matthäusevangelium. Darüber hinaus habe ich die erste Stunde neutestamentliches Griechisch gehalten. Es war alles ziemlich aufregend.

05.05.2012

Über das Wochenende war eine Mitarbeiterin von einer Bibelübersetzerorganisation zu Besuch in Lae. Wir hatten sie in Madang beim Orientierungsseminar kennen gelernt. Ich hatte noch zu arbeiten, Dorothee machte sich mit unserem Auto auf, das Gästehaus der Organisation zu suchen. So nebenbei fragte sie Max, unseren Untermieter, ob er mit in die Stadt wolle. Er wollte. Die Suche nach dem Haus gestaltete sich schwierig. Die Straße war mit auch für Lae ziemlich heftigen Schlaglöchern ausgestattet, und Dorothee war mit den Schlaglöchern und dem LKW, der mitten auf der Straße wendete, beschäftigt. Plötzlich sagte Max: Stop! Fahre nicht weiter! Dorothee hielt - und vor ihr flogen die Steine. Zwei Gruppen waren aneinander geraten und bewarfen sich mit Steinen. Doro wäre mitten in den Kampfplatz gefahren, wäre Max nicht mitgekommen. Sie hätte die Situation vor lauter Konzentration auf die Schlaglöcher zu spät erkannt. Eigentlich, so sagt sie, hätte sie schon durch das Wendemanöver des LKW's darauf aufmerksam werden können. Die beiden zogen sich aus der Straße zurück, fuhren auf einen Parkplatz von einem Supermarkt und telefonierten mit der Bekannten, die den Weg noch einmal beschrieb. Nach zehn Minuten war die Luft wieder rein: Die Polizei war gekommen, der Kampf hatte sich aufgelöst, nur noch die Steine lagen auf der Straße herum. Die Bekannte hat Doro dann doch nicht gefunden. Sie traute sich nicht, durch das Tor ihres Gästehauses auf die Straße zu gehen, so dass das Haus nicht zu finden war. Irgendwann fragte Dorothee Max, wo er denn eigentlich aussteigen wolle. "Gar nicht" sagte er, er sei nur so mitgekommen, um Dorothee zu beschützen am Freitag Nachmittag. Da fährt Frau nicht alleine in die Stadt. Das muss Mann wissen. Wir waren ziemlich dankbar für diese Bewahrung.

Hintergrund: Freitags wird Geld ausgezahlt, manche Menschen setzen ihr Geld in Alkohol um - der allerdings seit wegen der Randale im vorigem Jahr immer noch in Lae verboten ist - und in einer schamorientierten Kultur kann Alkohol durch seine enthemmende Wirkung schnell zu Gewalttätigkeiten führen. Solche Streitereien können zu Straßenschlachten führen, weil man ja in einer clanischen Gesellschaft für seine Verwandten einstehen muss, und so kämpfen dann immer mehr miteinander. Auf Unbeteiligte wird keine Rücksicht genommen.

13.05.2012 Martin-Luther-Seminary Thanksgiving-Day

Da das MLS zwar die Lehrergehälter bezahlen kann, aber darüber hinaus wenig bis kein Geld für Bibliothek und Wartung hat, hat der Prinzipal einen Sponsor-Tag ausgerufen und Kirchengemeinden, Wirtschaftsleute, Gemeindeglieder und Politiker eingeladen.

20.05.12

Für Freitag hatten wir eine Fahrt nach Madang geplant, um einen Rasenmäher und eine kleine Gefriertruhe abzuholen. Ein deutsches Missionsehepaar geht nach Deutschland zurück und gab uns diese Dinge günstig ab. Der Plan war, nach der Morgenandacht um 9.30 Uhr loszufahren. Die Bibliothekarin und einen Studenten wollten wir mitnehmen. Am Donnerstag stellte sich nun heraus, dass Dorothee Malaria hat. Sie hatte seit dem 25.04. Durchfall, mal mehr und mal weniger. Ein Malariatest und andere Tests ergaben keinen Befund, und wir schoben es auf die Aufregung, die mit dem Beginn der Lehrtätigkeit verbunden war. Auffällig war, dass Dorothee immer nach dem Essen sehr schwach wurde, schließlich gar nicht mehr richtig essen mochte. Einmal gingen wir mit einigen Wantoks essen. Plötzlich wurde es Dorothee schwarz vor Augen, und sie drohte vom Stuhl zu fallen. Sie saß gerade zwischen zwei Ärzten. Es stellte sich heraus, dass auch am Tisch hinter ihrem Platz ein Arzt saß, und Dorothee sozusagen in jede mögliche Richtung hätte fallen können, und sie wäre gleich in Ärztehand gefallen! Der Blutdruck war in Ordnung, Fieber hatte Doro auch nicht, so dass wir es auf ihren Durchfall schoben. Die Durchfallmedikamente hat Dorothee nicht vertragen. Ein Kräutlein von einem einheimischen Kollegen hat dann dem Durchfall weitgehends abgeholfen. Aber die Schwäche nach dem Essen blieb. Donnerstag ergab ein Bluttest dann Malaria. Trotz Prophylaxe! Malaria ist hier nicht immer mit Fieber verbunden, sondern kann ganz verschiedene, diffuse Symptome haben. Zeitlich würde es ungefähr auf unser Easter-Camp weisen, bei dem sich Doro die Malaria geholt haben könnte.

Bevor wir ins Krankenhaus fuhren, besuchten wir die Telefongesellschaft. Diese Woche kamen wir nicht mehr ins Netz, und mir schwante nichts gutes. Im März hatte ich zum ersten mal über Online-Banking bezahlt. Für die April-Rechnung wurde ich unsicher und fragte bei Digicel noch einmal nach der Bankverbindung, bekam aber keine befriedigende Antwort. Und bis ich zur Barzahlung kam, war der Account schon geschlossen. Mir kamen sofort die bürokratischen Klimmzüge in den Sinn, die ein befreundetes Ehepaar in ähnlichem Fall hinter sich gebracht hatte. Tatsächlich war meine Bezahlung für März nicht registriert worden. Als ich mit meiner Karte für April bezahlen wollte, war das System gerade zusammengebrochen. Bargeld hatt ich keins dabei. Also noch einmal kommen.

Am Freitag also nicht nach Madang, sondern zunächst zur Bank. Freitags ist in der Stadt immer ganz viel los, vor allem bei der Bank. Da gibt es Geld, und die Menschen kaufen ein oder zahlen ein, oder betrinken sich, und es gibt dann gefährliche Situationen in der Stadt. Am Morgen ging es aber noch. Bei der Bank kam ich sofort an die Reihe und bekam eine Bestätigung über meine Überweisung zur Telefongesellschaft. Dort akzetpierte man die Bestätigung und ich konnte mit Karte bezahlen, und der Zugang wurde auch gleich geschaltet. Alles ohne Probleme. In Deutschland alles eine Selbstverständlichkeit, aber in PNG ist es nicht normal, wenn alles ohne Probleme funktioniert. Die Buchführung der Telefongesellschaft in Port Moresby scheint meine Überweisung im März nicht zugeordnet zu haben. Ich bekam den Rat, online zu überweisen und gleichzeitig eine Mail darüber zu senden. Mal sehen, ob es Mail funktioniert. Irgendwie schaffen es die Mitarbeiter nicht, die Angaben auf den Onlineüberweisungen zu lesen und einzubuchen. Am liebsten ist es ihnen, wenn man persönlich kommt und bar bezahlt. Ja, es ist anders in PNG.

Ich nutzte die Gelegenheit zum Einkaufen. Bei Anderson gab es nichts Interessantes. Im Geschäft fragte ich nach der Möglichkeit, Strom zu kaufen. Strom wird hier im Voraus als Gutaben erworben. Nein, bei uns gibt es das nicht. Nach dem Bezahlen an der Kasse fragte ich noch einmal, wo es denn hier Strom gäbe. Ja, bei uns im ersten Stock! Na Dankeschön! Bei Papindo gab es keinen Strom, dafür etwas, was sich deutsche Salami nennt. Es ist zwar nich das, was wir unter Salami kennen, aber man kann es essen. Diesmal lies ich das Krokodilfleisch in der Theke. Das Schwanzstück hat zu viel Knochen. Dafür gab es Birnen aus Neuseeland. Und Rasierklingen um 1/3 günstiger als anderswo. Jetzt noch zum Stromkaufen zum Foodmart. Aber im ersten Stock gab es die Stromkaufkasse nicht mehr. Unten! Unten, im Erdgeschoss fragte ich eine Verkäuferin, wo es denn Strom gäbe. Kopfschütteln. Ich wandte mich an einen anderen Verkäufer. Der sagte: Er gehe für mich suchen. Er verschwand und kam nicht wieder. Schließlich fragte ich eine dritte Person, diesmal nicht in gelber, sondern in blauer Arbeitskleidung. Von dieser Frau wurde ich dann persönlich zur entsprechenden Kasse geführt und konnte Strom kaufen. Diese Situation ist typisch für PNG. Man sollte sich nicht immer mit einer Antwort zufrieden geben und lieber noch einmal jemand anderes fragen. So kann es einem passieren, das einem der falsche Weg gezeigt wird, nur weil man höflich sein möchte und jemanden nicht enttäuschen möchte mit der negativen Antwort, man wisse den Weg nicht. Schwierig wird es nur, wenn man drei verschiedene Antworten bekommt. Im Foodmart gab es übrigens 4 Joghurts für einen 1 Kina, sonst kostet das etwa 8-10 Kina, und ich schlug zu. Ebenso gab es Käse, sonst für 16 Kina, heute für 3 Kina. Einkaufen in PNG ist genauso wie in Deutschland Schnäppchenjagd. Beim Käse beobachtet mich eine andere Witeskin und grinste, als ich großzügig einpackte.

Unsere Gefriertruhe und den Rasenmäher haben wir dann schon Samstag bekommen, ohne 6 Stunden Fahrt auf schlechter Straße und dasselbe noch einmal zurück. Das Missionarsehepaar konnte die Sachen dem Transporter mitgeben, der sein Seegepäck nach Lae brachte. Am Samstag konnten wir die Dinge abholen. Auch bekamen wir am Samstag ein Paket aus Deutschland mit Kleidung, die wir über Internet bestellt hatten und die Verwandte für uns gesammelt und verschickt haben. Es war wie Weihnachten. Uns haben einige Kleidungstücke gefehlt, die wir hier im Land kaufen zu können meinten, die es dann aber nicht zu kaufen gab, so dass es mit der Zeit manchmal etwas eng wurde mit unserer Kleidung. Vielen Dank der lieben Verwandtschaft!

Pfingsten 2012

Foto: Jürgen Stadler

Posaunenchorprobe in unserem Garten unter einem Pampelmusen- (oder so etwas ähnliches) Baum zur Vorbereitung auf den Pfingstgottesdienst

Musikalischer Beitrag von Studenten des ML-Seminars. Die Predigt hielt ein Pastor (mit roter Stola und erhobenen Armen), der am MLS seinen Bachelor machen möchte.

Einsatz des MLS - Campus - Posaunenchores

Auch in der Auferstehungskirche in Lae gibt es Hunde, die gerne in den Gottesdienst gehen.

Samstag, 23.06.2012 Zum ersten Unterrichts-Term

Es ist ein eigenartiges Gefühl, wenn Studenten aus Sorge um ihre Familie vorzeitig vor dem Ende es vierteljahres-Terms nach Hause ins Hochland fahren. Am Sonntag wird dort gewählt. Anschließend ist mit Kämpfen zu rechnen. Ein Student rechnet damit, mit kämpfen zu müssen, um nicht Schwierigkeiten mit dem eigenen Klan zu bekommen. Bei der letzten Wahl wurde sein Dorf komplett zerstört.

Wir haben also unseren ersten Unterrichts-Term (1/4 Jahr) hinter uns. Natürlich kennen wir den Unterricht aus Deutschland. Aber hier ist es doch wieder ganz anders. Unterrichtsvorbereitung mit Wörterbuch - das kann ganz schön mühsam sein. Ganz schnell haben wir uns englische Kommentare geliehen oder bestellt, und sie kamen auch, o Wunder, innerhalb einer Woche aus den USA eingeflogen. Jetzt ging die Vorbereitung etwas leichter. Der Unterricht selbst: Das Sprachproblem besteht auf beiden Seiten. Die Studenten haben ihre eigenen Schwierigkeiten mit Englisch, weil sie zum teil sehr schlechten Englischunterricht hatten. Aber in einem Land mit über 800 grundverschiedenen Sprachen hat man gelernt, mit Sprachproblemen umzugehen. Geduld auf beiden Seiten, und irgendwie geht es es. Dumm es nur, dass die Lehrer am längeren Hebel sitzen und die Schüler ausbaden müssen, was die Lehrer einbrocken. Aber das ist ja in Deutschland das gleiche.

Aber es ist schon etwas anderes, ob man Religionsunterricht gibt oder theologische Vorlesungen. Plötzlich ist man selbst für die Lehre verantwortlich, die die Kirche prägen wird. Es ist eine ungeahnte Freiheit und gleichzeitig eine Verantwortung, von der man nicht weiß, ob man ihr gerecht wird. Das treibt uns in die Abhängigkeit von Gott. Es hat eine Weile gedauert, den Mut zu finden, diese Freiheit wahrzunehmen und europäische Sichtweisen (mit denen wir nicht immer einverstanden waren, die aber erstaunlicher Weise uns doch mehr geprägt haben, als wir dachten) fallen zu lassen oder umgekehrt auch neu schätzen zu lernen. Wir sind da erst am Anfang, und es ist ungeheuer aufregend und spannend.

Dorothee las über Genesis (1. Buch Mose) und ich über Matthäus. Ich unterrichte darüberhinaus Altgriechisch für das Neue Testament. Dieser Unterricht ist eine besondere Herausforderung. Erst dachte ich, es war ein Fehler, mich für Griechisch zur Verfügung zu stellen. In der Phase, in der wir Englisch und Pidgin gleichzeitig lernten, z. B. während unserer Orientierung in Nobnob, mussten wir feststellen, dass wir die Losung nicht mehr übersetzen konnten - was wir seit Jahren jeden Tag machen. Was sollte das werden? Als ich mich dann auf Englisch konzentrierte kam auch Griechisch wieder. Beim Griechischunterricht geht es so: Ich übersetze für mich von Griechisch auf Deutsch zu Englisch, die Studenten von Englisch zu Pidgin zu tok ples (Heimatsprache) zu Griechisch oder umgekehrt. Verwirrung eingeschlossen. Ich lerne nebenbei Englische Grammatik und in den Pausen bringen mir die Studenten wieder ein paar neue Brocken Pidgin bei. Nach jeder Griechisstunde bin ich erst einmal ziemlich erschöpft und es braucht eine Weile, bis ich wieder fit bin. Bei alldem macht es trotzdem großen Spaß, weil die Studenten großes Interesse haben und sich ebenfalls heftig bemühen. Und wenn dann am Ende jemand einen Satz aus der Bibel übersetzt hat, sind alle glücklich und stolz.

1.-15. Juli 20012 Term-Ferien

Wir waren richtig ferienreif und wollten wegfahren. Da Wahlen waren, fiel das Hochland als Reiseziel aus. Zu gefährlich wegen der drohenden Kämpfe dort. Eine Voluntärin überzeugte uns, an einem Tauchkurs in Madang teilzunehmen. Doro war begeistert. Ich hatte Angst um mein Leben. Alte Traumata von meinem ersten Schwimmkurs tauchten wieder auf. Ich stimmte schließlich ein. Es wurde dann doch nichts. Ich hatte seit vierzehn Tagen vor Term-Ende Durchfall, der sich mit dem Wunderkraut (Empfehlung unseres Dean of Studies) aus unserem Garten nicht beheben ließ. In solchem Fall geht man zum Bluttest. Der Bluttest eine Woche vor den Ferien war negativ. Am Beginn der Ferien stand fest: Malaria Tropica. Vier Tage Medikamenteneinnahme folgten. Die Malaria war vorbei. Der Durchfall nicht gleich, die Schwäche auch nicht. Wir blieben zuhause und ruhten uns aus. Doro hat ihre Malaria (Bericht vom 20.05) auch gut überwunden. Aber auch Sie hat vierzehn Tage gebraucht, bis sie wieder ganz fit war. Rechtzeitig erkannt und behandelt, ist Malaria nicht gefährlich. Vermutlich hatten wir nur das Symptom Durchfall und nicht heftige Kopfschmerzen, Fieber, Schüttelfrost, Gliederschmerzen, weil wir Malariaprophylaxe nehmen. Auch Gelenkschmerzen können ein Symptom für Malaria sein. Hast Du also Schmerzen im Knie: Gehe zum Malariatest! Wer hätte das gedacht?

Sonntag, 22.07.2012 Installation

Der Tag begann mit einem Stromausfall, so dass wir kein Wasser hatten. Mit den letzten Tropfen habe ich gerade noch das Shampoo aus den Haaren bekommen. Zum Glück fing es zu regnen an, und da die Regenrinne verstopft ist und das Wasser überfließt, konnten wir noch Wasser sammeln und die restlichen Körperteile der morgendlichen Toilette unterziehen. Wann kommt eigentlich die seit unserem Einzug versprochene Batterie-lösung für den Stromausfall?

Installation am MLS am 22.07.2012

Nachdem es im vergangenen Term nicht mehr geklappt hat, fand heute im Gottesdienst zu Beginn des 3. Terms unsere Installation als Lehrer am Martin - Luther - Seminar statt. Er begann mit einem Gedenken an einen Studenten, der aufgrund einer Krankheit während der Ferien verstorben war. Dann nahm der Gottesdienst seinen Lauf. Wir wurden zusammen mit 4 neuen Lehrern und einem Lehrer, der schon zwei Jahre am MLS unterrichtet, dessen Installation man aber versäumt hatte, eingeführt.

Band der Kinder der Lehrer und Mitarbeiter am MLS

Um 9 Uhr war der Gottesdienst angesetzt. Angefangen haben wir um 10 Uhr, als alle da waren und alles vorbereitet war. Dr. Wan, der Prinzipal, hielt die Liturgie und hatte sogar Abläufe für uns bereit. Es war eine sehr schöne würdige Feier. Es tut einem gut, wenn man hören darf: Wir freuen uns, dass ihr auf den Ruf gehört habt und gekommen seid. Und wenn einem zugesprochen wird: wir setzen euch ein in das Amt, das euch von Gott gegeben ist und erbitten Gottes Segen für euren Dienst. Erinnerungen an den eigenen Weg mit Gott werden lebendig, an das Studium, an die Ordination, die Installationen in unsere vorigen Stellen. Und jetzt: hier ist unser Platz. Manchmal denke ich, wir sollten nicht nur Schulanfangsgottesdienst und Schulschluss- und Entlassgottesdienste anbieten, sondern auch Gottesdienste für den Berufsanfang und den Berufswechsel. Immerhin hat Luther jeden Beruf als Berufung von Gott verstanden, und warum nicht als Christen berufliche Wechsel feiern und einander mit Segen und Gebet begleiten? Das gibt unserer Arbeit einen guten Grund und ein festes Ziel.

Erste Reihe von links: Der Ausbildungsreferent, der Referent für Gemeindeaufbau, der Landesbischof
Im Hintergrund: Studenten.

Die Predigt wurde von Pastor Hans, verantwortlich für Ausbildungsfragen in der ELC-PNG gehalten. Ein Kollege segnete drei Studenten aus den Phillipinen für ihren 6 - monatigen Dienst als Vikare ein. Abgeschlossen wurde der Gottesdienst mit einem Abendmahl. Bischof Wenge war extra gekommen und hielt ein Grußwort, auch ein Vertreter des Aufsichtsrats für das MLS sprach einige Worte. Anschließend gab es Sandwiches, mit Liebe von den Frauen der Kollegen vorbereitet. Wir sind angekommen am Seminar.

Der Stromausfall war gar keiner. Unser Prepaid Strom war zuende. Und ich hatte zwei Tage zuvor eine neue Aufladung gekauft, so dass wir jetzt wieder zwei Monate Ruhe vor dieser Art Stromausfall haben.

29.07.12 Sonntag

Freitag kam der vermisste Student aus dem Hochland. In seiner Heimat finden zur Zeit Kämpfe statt. Weil die Straße blockiert und zu gefährlich war, ist er 4 Tage im Regen durch den Busch gewandert, musste sich z. T. den Weg mit dem Buschmesser frei machen, hat einen großen gefährlichen Fluss überquert , um an eine Stelle mit Verkehrsverbindung zu Lae zu kommen. Schließlich wurde er auch noch krank. Jetzt ist er wieder glücklich am MLS.

Im Morobe Distrikt ist die Wahl entschieden. Es gibt einen Wechsel. Luther Wenge, der Bruder des Bischofs der ELC-PNG, wurde abgewählt. Er hatte in aller Öffentlichkeit drei Frauen und war nicht unbedingt ein Vorzeigemann für die lutherische Kirche. In anderen Gegenden wird noch ausgezählt, ein langer Prozess. Im Hochland gibt es regelmäßig nach der Verkündung der Ergebisse kämpferische Auseinandersetzungen. Das ist für uns schwer zu verstehen, weil die Wahl ja entschieden ist. Vor der Wahl werden in PNG nicht nur Versprechungen gemacht, die dann anschließend wie in Deutschland auch nicht gehalten werden. Im Wahlkampf geben die Kandidaten richtig viel aus. Sie geben Feste, stiften Schweine dafür, investieren in die Wähler, die sich dann auch auf diese Weise gewinnen lassen. Wird der Kandidat dann noch nicht von dem entsprechenden Dorf gewählt, gibt es Krieg. Es geht um Macht und Einfluß und um Rache. Demokratie im westlichen Sinn ist das nur auf dem Papier. Nach einer Weile beruhigt sich die Lage, und nach 5 Jahren, bei der nächsten Wahl, geht es wieder von vorne los. Manchmal werden dann noch alte Rechnungen von der letzten Wahl beglichen. Dieses Jahr waren die Verhältnisse im Hochland relativ friedlich im Vergleich zu den Wahlen zuvor. Die Armee und Polizei war im Großeinsatz, auch Australische Soldaten sicherten z. B. die Straßen, so dass man unbehelligt ins Hochland fahren konnte. Aber noch ist das letzte Wahlergebnis nicht bekannt gegeben und es bleibt spannend. In Lae und überhaupt an der Küste gibt es diese gewalttätigen Auseinandersetzungen in Zusammenhang mit der Wahl eher selten bis gar nicht. Man schüttelt hier eher den Kopf über die hitzigen Hochländer.

Dienstag, 28.08.2012

Seit anderhalb Wochen haben Dorothee und ich parallel unsere zweite Malaria Tropica. Erkannt haben wir es am Durchfall bzw. an Kopfschmerzen, bevor es richtig los ging. Die 4 Tage Medikamenteneinnahme haben wir hinter uns, sind aber noch ziemlich geschwächt.

Es zeigt sich, dass wir im zweiten Term schon deutlich besser unterrichten. Unser Englisch ist besser geworden und wir vermögen die Leistungsfähigkeit der Studenten besser einzuschätzen. Nur wenige haben eine gute Schulausbildung bekommen. Man kann z. B. kein Abstraktionsvermögen voraussetzen. Exegese (wissenschaftliche Bibelauslegung) ist nicht bekannt, auch nicht im Lehrplan. So müssen wir unsere Erwartungen anpassen und versuchen Basiswissen zu vermitteln und auf den Lehrplan einzuwirken.

Neulich gab es in der Nacht bei heftigem Regen und Wind ein Erdbeben. Bei der Gelegenheit fiel in unserem Garten ein riesiger Baum um. Er war innen morsch. Er fiel in Nachbars Garten. Wäre er in unseren Garten gefallen, hätte er unser Zimmer und unser Auto zertrümmert und uns dazu. Für das Nachbarhaus war er zu kurz. So musste nur die Wäschespinne des Nachbarn dran glauben. Unser Gard (Nachtwächter) hat alles mitbekommen und wurde auch nicht getroffen. Gott sei Dank!

Der gefallene Baum in seiner vollen Länge.
Die Früchte am Boden sind eine Art Pampelmuse, die am benachbarten Baum hingen und bei der Gelegenheit mitgerissen wurden. Sie sind so groß wie ein Kopf. Aus ihnen kann man man einen guten, etwas bitteren Saft pressen. Wir trinken ihn mit Wasser verdünnt und Zucker.

Zerkleinern der Baumkrone. Im Vordergrund ein Stück Wäschespinne.

Unser Untermieter hat geheiratet und seine Frau aus seiner Heimat mitgebracht. Sie kann kein Englisch und kein Pidgin, nur Tok ples (die Sprache ihres Ortes). Verständigung läuft erst einmal unter Zeichenprache oder über Übersetzung durch ihren Mann. Die ersten Tage in ihrer neuen Heimat hatte sie vor allem Angst und stahl sich davon. Sie war auch noch nie in einer Stadt. Nach einer Stadtrundfahrt und einem Besuch eines Supermarktes war sie erst einmal fertig. Der Eindrücke waren zu viel für sie. Das hatten wir so nicht erwartet. Sie erweist sich als tüchtige Gärtnerin. Unser Untermieter ist nicht wiederzuerkennen. Aus einem etwas wenig auf sein äußeres bedachtes Junggesellen, der wenig zu lachen hatte, ist ein fröhlicher, vor Glück fast schwebender junger Mann geworden, dem seine neue Verantwortung sichtlich gut tut und dessen Frau ihm manche Junggesellenmanieren aberzieht.

Ein Kollege, der uns nicht nur Pflanzen gab, sondern auch gleich mit der ganzen Familie geholfen hat, sie einzupflanzen. Die Frau hat einen schweren Grabestock in der Hand.

A propos Garten: Mit unserer neuen Untermieterin kam neuer Schwung in die Gartenpflege und -gestaltung. Die Gartenpflege ist die Miete unseres Untermieters, und er hat auch einen Gemüsegarten angebaut, aber für Blumen und Hecken hatte er wenig Sinn. Das wird jetzt anders. In unserem Haus haben lange Zeit zahlreiche Kurzbewohner gelebt, die sich verständlicherweise nicht um den Garten gekümmert haben. Doro plant eine neue Hecke statt trostlosen Bodendeckern und neue Blumen in den Rabatten. Wir hoffen, dass damit auch der öffentliche Durchgang durch unseren Garten gestoppt wird. Unser Garten wurde als Abkürzung benutzt von Leuten aus dem Settlement, das hinter dem Seminar Richtung Küste liegt. Zusammen mit unserem Untermieter haben wir unseren Rasenmäher in Gang gesetzt, den wir von heimkehrenden Missionaren übernommen haben. Wir müssen jetzt nicht mehr so lange auf die Maht warten, bis sich irgendein Nachbar über den Rasen erbarmt.

Besuch an unserer Haustür.
Säugetier mit sehr langem Schwanz (hier aufgeringelt), das sich mit seiner Hilfe fliegend von Baumwipfel zu Baumwipfel schwingt. In Amerika als Haustier gehalten. Bei uns freilebend. Vielleicht lebt es bei uns auf dem Dachboden. Es hoppelt da oben, und es sind keine Ratten-, Mäuse- oder Vogelgeräusche. Name vermutlich Sugar-Glyder

Freitag, 28.09.2012 Evangelisten-Seminar bei Madang - Malaria - Ruskels - Aquarium

Es sind zwei Ferien zwischen den letzten beiden Terms des Jahres. Eine Gruppe von 30 Studenten ist ins Hochland gefahren, um in einer entlegenen Gegend Mission-Work in drei kleinen lutherischen Gemeinden zu treiben und auf den Mount Wilhelm zu steigen. Wir fuhren nach Amron, dem Evangelisten-Seminar zu befreundeten Missionskollegen. Ich, Jürgen bekam einen Infekt, der mich lahmlegte. Ein Malariatest war negativ. Nach einer Woche ergab der zweite Test, dass ich zum dritten Mal innerhalb von 10 Wochen Malaria Tropica hatte, die vierte, seit ich im Land bin. Die Behandlung ist abgeschlossen, die Nachwirkungen sind noch zu spüren.

Dorothee hat in dieser Zeit in Madang einen sehr schönen Bootsausflug gemacht bei bestem Wetter und zum ersten Mal geschnorchelt. Es war wie Schwimmen im Aquarium. Heute ist sie zum Frauen-Bung (Frauentreffen) der ELC-PNG (der Evangelisch-lutherischen Kirche von Papua Neuguinea) gefahren, um sich über die Frauenarbeit zu orientieren, die hier einen wesentlich Teil der Arbeit der Kirche ausmacht.

Als wir nach Lae zurückkamen, erfuhren wir, dass eine Gruppe von 9 Ruskels sich nachts um 2 an der Wasserpumpe unseres Nachbarn zu schaffen machten. Der Wächter war nicht da, sondern am Tor des Seminars. Als er merkte, dass die Ruskels das Licht ausgemacht hatten, schöpfte er Verdacht und vertrieb sie. Der Nachbar hat nichts bemerkt, sondern wurde nachträglich geweckt. Er laboriert übrigens schon lange an seiner Malaria, weil er sich nicht schont.

Dieses Ereignis hat ein aufdringlicher Einheimischer benutzt, um uns die Geschichte in einer anderen Version zu erzählen: 12 Ruskels, einer mit einer Waffe, hätten versucht, in unser Haus einzudringen. Die unzuverlässigen Wächter taugen nichts. Er habe mit dem Buschmesser in der Hand die Leute unter Einsatz seines Lebens vertrieben. Auf diese Weise empfahl sich als potentieller neuer Wächter... Aufdringlich ist er, weil er uns immer wieder besucht und uns Sachen verkaufen möchte, die wir nicht brauchen.

Freitag, den 26.10.12

Die Malaria, die ich am Ende des 3. Terms bekam, hat mich noch sehr lange beschäftigt. Ich kam nicht mehr auf die Beine, fühlte mich schlapp, hatte ständig Kopfschmerzen (etwa so wie bei einer Gehirnerschütterung), vor allem konnte ich mich nicht konzentrieren, nach einer halben Stunde war ich völlig erschöpft. Das bedeutete, ich konnte nicht arbeiten. Für den sowieso zu kurzen Unterrichtsterm stellte sich die Frage: Lohnt sich das Anfangen überhaupt noch für die Studenten? Ängste kamen auf ob nicht ein bleibender Schaden übrigbleibe? Am schlimmsten war die grinsende Bemerkung des Arztes, der mich in Lae zwei mal untersuchte und keine Malariaparasiten fand: Das muss wohl psychisch sein... Schließlich gab mir eine deutsche Ärztin, die hier im Land arbeitet, den Rat: Auch wenn keine Parasiten feststellbar sind, können welche da sein, führe trotzdem noch einmal eine Behandlung durch. Und siehe da: es wurde zusehends besser, die Konzentration kam wieder, und schließlich auch die Kondition. Die deutsche Ärztin erklärte mir anhand meiner Werte, die ich in Madang erfahren hatte, dass ich eine sehr heftige Malaria gehabt hätte, dass Einheimische anders auf Malaria reagieren und dass die langen Nachwirkungen kein Wunder seien. Na ja. Ich erfreue mich wieder meiner Kräfte und bin sehr froh (und meine Studenten auch), dass ich wieder unterrichten kann.

Gerade an dem Tag, als ich wieder mit dem Unterricht anfing, bekam Dorothee einen Malariaanfall. Wir wechseln uns ab. Bei ihr scheint es sich aber nicht so schlimm zu entwickeln. Diese Woche hatten wir sehr lange Stromausfälle. Ein Paket u. a. mit Videos ist nach zwei Monaten angekommen.

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