Jahreslosung 2014

Gott nahe zu sein ist mein Glück

Ps 73,28

Hinweis: Das Aktuellste steht in der Regel unten.

Den Jahreswechsel verbrachten wir am theologischen Seminar in Ogelbeng in Mount Hagen bei unserem ehemaligen australischen Kollegen vom MLS. Er hatte Besuch von seiner Schwester und seiner Nichte. Alle waren nicht wohlauf. Wir buken Pizza für alle, und gegen 21 Uhr gingen alle Siechen ins Bett.

Wir nutzten die Zeit des Wartens auf den Beginn des Orientierungskurses am Melanesischen Institut zu einem Besuch in Banz etwa eine Autostunde von Hagen entfernt. Dort befinden sich auf einem Gelände das Lutheran Church College und die Nesenol Wokmeri Trening Skul (eine Ausbildungstätte für kirchliche Mitarbeiterinnen). Einst blühend, liegt es zur Zeit darnieder wegen Untätigkeit und Korruption. Eine deutsche Pfarrerin mit ihrem einheimischen Mann arbeiten dort. Die Sicherheitslage ist angespannt. Das Haus steht unmittelbar an der Straße, auf der gewaltätigen Konflikte ausgetragen werden. Nur ein ziemlich schwächlicher Zaun grenzt das Hausgelände von der Straße ab.

06.-22.01.2014 Orientierungskurs des Melanesischen Instituts in Kefamo

Teilnehmer am Orientierungskurs des Melanesischen Institutes

Die Teilnehmer des Kurses kamen aus ganz verschiedenen Regionen der Welt: Afrika, Asien, Europa, Australien, Amerika. Teilnehmer aus Japan, Indien, Äthiopien, Italien, Deutschland, United Kingdom, Indonesien, Philippinen, Papua-Neuguinea, Polen, USA, Simbabwe, Nigeria. Es waren dabei katholische Priester und Nonnen, Mitarbeitende aus der United Church (Methodisten in PNG), Lutheraner und Anglikaner. Internationaler und ökumenischer ging es kaum noch.

Themen des Kurses waren: Geschichte Neuguineas, Landfragen, Gesellschaftliche Strukturen (klanische Gesellschaft), Gewalt, Mann und Frau in PNG, traditionelle Religionen, Bedeutung von Ritualen und Zauberei, Geschichte der Kirchen in Neuguinea, Verständnis des Rechtes, Gesundheitsfragen wie HIV/Aids und Drogen. Alles zusammengekürzt auf 16 Tage. Alles sehr informativ und nicht erholsam. Früher dauerte dieser Kurs 3 Monate. Die westlichen Kirchen, geprägt von der auf Schnelligkeit und Effektivität ausgerichteten Kultur ihrer Umwelt, nehmen sich nicht mehr die Zeit, ihre Mitarbeiter intensiv auf die die Kultur ihres Einsatzlandes vorzubereiten. Vieles bleibt an der Oberfläche. Aber besser als gar nichts ist es auf jeden Fall, und im Vergleich mit anderen Institutionen schneidet Mission eine Welt immer noch recht gut ab.

Das Melanesische Institut ist ein Gemeinschaftswerk der großen Kirchen hier im Land, in dem die Kultur Melanesiens erforscht wird und Einführungen, Fortbildungen und Seminare für Kirchen und Institutionen stattfinden. Es ist ein wenig in die Jahre gekommen, und es fehlt der Schwung, der mit dem Missionsboom in den 60-ziger bis 80-ziger Jahren verschwunden ist. Trotzdem ist die Arbeit des MI unverzichtbar. Zur Zeit ist es theologisch mehr katholisch dominiert, was uns Lutheranern gelegentlich ein wenig Bauchschmerzen bereitet hat. Nur ab und zu gab es (in den Kleingruppen) Möglichkeit, darüber zu sprechen.

Die Gemeinschaft untereinander war eine ermutigende Erfahrung. Wir sitzen im gleichen Boot, mit gleichem Auftrag. Auch die Situation der Kirchen im Land ist sehr ähnlich. Abgesehen von den konfessionellen Unterschieden verband uns der gemeinsame Glaube an Jesus Christus und ein gemeinsamer Auftag. Angesichts der Schwierigkeiten im Land tut es gut zu erfahren, mit anderen am gleichen Strang zu ziehen.

Term 1 2014

Am 12.02. war Einschreibung. Die genaue Zahl der Studenten ist noch nicht veröffentlicht. Die Studiengebühr wurde erhöht, gefühlt sind weniger Studenten da als im letzten Term.

Die erste Woche begann mit einem Trauerfall: Die Frau eines aus dem Vikariat zurückgekehrten Studenten verstarb plötzlich an Herzversagen. Zweitägige Trauer war angesagt. Totenwache in der Nacht. Andachten und Trauergottesdienst. Der Prinzipal überbrachte die Leiche persönlich an ihren Heimatort. Weil die Frau am MLS verstarb, hatte er die Verantwortung für den Fall.

In der zweiten Woche lief dann der Unterricht richtig an. Nachdem Jürgen im Grunde seit Weihnachten nur halb gesund war und immer wieder Malariaan- oder Rückfälle bekam, wurde er mit dem Unterricht wieder recht fit. Gott sei Dank! Hoffen wir, dass es lange anhält! Unser Senior-Kollege aus Deutschland kam noch nicht zurück. Es gibt Probleme bei der Arbeitserlaubnis. Dorothee unterrichtet wieder Hebräisch und Altes Testament, zusätzlich in Vertretung lutherisches Bekenntnis. Jürgen unterrichtet NT und hält zwei Griechisch Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene.

Tafelanstrich Foto: Jürgen Stadler 21.02.2014

Tafelanstrich am 21.02.2014

Am Ende der zweiten Woche konnte Jürgen mit zwei Studenten die Tafeln der Unterrichtsräume neu streichen. Die alte grüne Farbe hatte so nachgelassen, dass sie von der Kreide kaum noch zu unterscheiden war. Die neue Farbe hatten alle kirchlich mitarbeitenden White-skins am letzten Thanksgiving - Day gespendet. Niemand sah sich verantwortlich, die Farbe auch anzubringen. Es war wohl wieder ein typisch westlicher Wunsch, eine ordentliche Tafel für den Unterricht verwenden zu können...

02.03.2014 Tribal - fights in Ampo und Malahang

Schon vorher hatte es Gerüchte gegeben. Während des MLS - Abendgottesdienstes am 02. März gab es zunächst Lärm auf der Straße, der immer näher kam. Schließlich war ein Schuss zu hören. Unsere Studenten und Lehrer blieben ruhig sitzen und setzten den Gottesdienst, schauten sich aber fragend an. Schließlich lief im Dunkel eine Gruppe junger Männer quer durch den Campus, vom Eingangstor Richtung Settlement. Angespannt, konzenrtriert, schweigend. Es hat mich an unsere Dorfspiele als Kind in Wahrstedt erinnert, in denen das ganze Dorf zum Schauplatz wurde und man sich gruppenweise jagte oder voreinander floh und sich versteckte. Hier aber blutiger Ernst. Der Gottesdienst wurde ungehindert und ungestört fortgesetzt.

Gerüchte gingen hin und her. Es kam heraus: es hat zwei verschiedene Auseinandersetzungen gegeben. Eine zwischen zwei von jeweils Küstenleuten bewohnen Settlements diesseits und jenseits unserer Busu Road, und eine Auseinandersetzung zwischen den Lines des Church-Secretaries und eines langjährigen Mitarbeiters in Ampo, ausgelöst durch einen Jugendlichen, der den Church-Secretary provoziert hatte, weil er die Geschichten seines Vaters über das Fehlverhalten des Sekretärs gehört hatte. Die Sache eskalierte. Nachdem am ersten Tag die Auseinandersetzungen ihren Lauf nahmen, versuchte die Polizei mit größerem Aufgebot zwei Tage lang die Parteien auseinander zu halten. Im Lauf der Woche kam es zu Friedensverhandlungen zwischen den Bigmen und es blieb ruhig. Weil keine einfache Lösung möglich ist, bleibt die Lage angespannt.

Interessant war die Reaktion der Highländer. Sonst die Ursache für Auseinandersetzungen, waren sie diesmal völlig unbeteiligt. Fast ein wenig schadenfreudig - auch die Küstenleute haben also ihre Kämpfe. Das es unter Küstenleuten zu solchen tätlichen Auseinandersetzungen kam, zeigt wie angespannt die Lage unter ihnen ist. Die Küstenleute sind bekannt dafür, ihre Angelegenheiten friedlich durch Verhandlungen zu lösen. Hinter einer Provokation durch Jugendliche können durchaus Ältere stehen, die dazu beauftragen.

02.03.2014

Am Abend rief uns unser ehemalige Kollege und Nachbar aus Australien von Ogelbeng aus an. Er hatte starke Schmerzen. Er hatte sich zum Krankenhaus fahren lassen, wurde dort aber abgewiesen, er solle am Montag wieder kommen. Nach einigem Hin und Her und einer furchtbaren Nacht wurde er am anderen Morgen zu einem Krankenhaus der Kirche der Nazarener in der Nähe von Banz gefahren. Dort konnte man ihm auch nicht helfen, empfahl nach Australien zu gehen und gab ihm aber Schmerzmittel. Nach Kontakten mit der Australischen Lutherischen Kirche und unter kräftiger Mithilfe eines Kollegen in Goroka, der den Flug organisierte, wurde der Patient mit normalen Flügen nach Brisbane geflogen. Einmal musste er noch in Port Moresby übernachten. In Brisbane stellte sich heraus, dass sein Nierenstein zu groß war, um von selbst abzugehen, und dass es höchste Zeit war, ihn nach Brisbane zu bringen. Es geht ihm jetzt besser.

06.03.2014

Nachdem Jürgen etwas 4 Wochen beschwerdefrei war und langsam wieder zu Kräften kam, hatte er heute wieder einen positiven Malariatest.

07.03.2014 Weltfrauengebetstag

Weltfrauengebetstag am MLS, Foto: Dorothee Stadler

Mitarbeiterinnen am Weltfrauengebetstag

Prediger am Weltgebetstag 2014 am MLS

Dieser Final-Year-Student war für die Predigt am Weltgebetstag ausersehen.

21. Oktober 2014

Nach einer langen Pause bin ich, Jürgen, wieder in der Lage, mich der Homepage zu widmen. Unser Dank gilt allen, die nachgefragt haben und uns in dieser Zeit begleitet haben. Es ist nicht einfach, den Faden wieder anzuknüpfen. Was ist geschehen?

Nach dem zehnten positiven Malariatest zwischen Weihnachten und Anfang April schrieb Jürgen an unser Missionswerk: Lae ist kein guter Ort mehr für mich. Seine letzte Malaria wurde mit Chinin behandelt. Gleichzeitig wurde bei ihm Dengue Fieber festgestellt. Chinin bedeutet: zeitweiliger Verlust des Hörvermögens, eine Woche lang keine Nahrung mehr behalten. Er hat in dieser Woche 10 kg abgenommen. Die kombinierten Symptome waren: eine nie dagewesene körperliche Schwäche: Den Rasierapparat, ein leichtes Messer, zu halten, war eine große Anstrengung, und er musste sich anschließend wieder hinlegen. Selbst das Kauen wurde zur Anstrengung. Dazu heftige Kopfschmerzen, starke Geräuschempfinglichkeit (das Gehör kam wieder) und fehlende Konzentrationsfähigkeit. Nach dieser Chinin - Woche wurde kam die Kraft jeden Tag in kleinen Schritten etwas mehr zurück, so dass Jürgen nach einem Monat wieder in der Lage war, kurze Wege zu gehen. Anfang Mai konnte Jürgen mit Begleitung nach Deutschland zu fliegen. Dorothee "opferte" sich, zumal es zu gefährlich für sie war, alleine auf dem MLS-Campus zu leben.

In Deutschland ging es zum Tropeninstitut nach Tübingen. Ja, es ist Dengue, nein, es sei keine Malaria gewesen. Diese Auskunft, dass es keine Malaria sei, haben schon viele bekommen, die in Lae von verschiedenen Institutionen positiv auf Malaria getestet wurden und anschließend nach Deutschland gingen. In Deutschland geht man davon aus, dass Malaria immer mit Fieber einhergeht und hinterher Antikörper zu finden sind, was bei Jürgen nicht der Fall war. Warum haben aber die Malariamedikamente angeschlagen? Es war übrigens nicht die erste Dengue-Erkrankung. Im Herbst vergangenen Jahres hatte man bereits in Brisbane festgestellt, dass Jürgen bereits einmal Dengue hatte. Wir erinnterten uns: Er hatte zuvor zwei mal einen positiven Malariatest, bei dem er jeweils anschließend 4 Wochen wegen Schwäche nicht aus dem Bett kam und extreme Kopfschmerzen hatte. Er wurde damals nicht auf Dengue getestet.

Nach den medizinischen Klärungen in Tübingen bemühten wir uns von Neuendettelsau aus um einen Kuraufenthalt für Jürgen. Weitere Untersuchungen für entsprechende Bescheinigungen waren erforderlich. Dorothee hatte im Missionswerk zu arbeiten. Jürgen machte immer längere Spaziergänge, um sich zu trainieren. Konzentrieren und Lesen oder Homepageschreiben gingen nach wie vor nicht. Fahrradfahren war ihm zu schnell. Autofahren zu anstrengend. Unsere Wohnung lag an der Hauptstraße. Der Lärm war eine grenzwertige Belastung für den immer noch sehr lärmempfindlichen Jürgen. Es dauerte anderthalb Monate, bis er seine Reha antreten konnte.

Die christlich geführte Altmühlseeklinik in Gunzenhausen war die Klinik der Wahl, weil dort ein Tropenarzt arbeitet. Es war kein Problem einen Platz zu bekommen. Die verschiedenen Kneipp-Anwendungen, Gespräche, die Atmosphäre des Hauses, die Spaziergänge, Radtouren und die Ruhe haben ihm auf die Dauer gut getan. Insgesamt hielt er sich 5 Wochen in der Klinik auf. Für Dorothee war diese Zeit eine Erfahrung der besonderen Art. Sie hatte Heimweh nach Neuguinea und den Studenten und fühlte sich fremd in Deutschland.

Den August verbrachten wir in unserem Wohnwagen. Hier können wir uns am besten erholen. Ehemalige Kollegen aus PNG stellten uns ein Zugfahrzeug zur Verfügung. Wir sind nicht viel herumgefahren, das Fahren war immer noch zu anstrengend für Jürgen, der weiterhin Arbeitsunfähig geschrieben war. Ganz langsam fing er in dieser Zeit wieder an zu lesen.

Seit Anfang September sind wir wieder in PNG. Die Rückkehr ging dann ganz schnell: Unsere Arbeitserlaubnis musste verlängert werden und das ging nur in PNG. Ärztlicherseits gab es keine Bedenken mehr, und was an Regeneration noch fehlte, konnte auch in PNG geschehen.

Schon vor unserer Rückkehr nach Deutschland hatte es in PNG Gespräche gegeben, wohin wir denn in Neuguinea wechseln könnten. Es kam nur das Hochland von PNG in Fage, weil es dort keine oder kaum Malariamücken gibt. Die Wahl fiel auf das Melanesische Institut (MI) in Goroka. Dort betreiben die vier großen Kirchen: Katholiken, Anglikaner, Lutheraner und die United Church (Methodisten) ein gemeinsames ökumenisches Institut zum Zwecke der Erforschung der Kultur und zur Förderung der pastoralen Arbeit der Kirchen. Aktuelle Probleme des Landes und der Kirchen werden aufgegriffen und bearbeitet. Die Forschungsergebnisse werden publiziert. Mit dem Einverständnis von Mission Eine Welt hat die Lutherische Kirche von Papua-Neuguinea uns für den Dienst dort abgestellt.

Viele in Deutschland und in Neuguinea haben nicht damit gerechnet, dass wir nach PNG zurückkehren, ja sogar abgeraten. Es war uns aber nie eine Frage, dass wir zur Zeit nach Neuguinea gehören. Und zu Neuguinea gehören auch Krankheiten. Irgendwann habe ich, Jürgen, in dieser Zeit der Krankheit schon einmal gedacht: Mehr brauche ich jetzt nicht mehr. Aber ich wusste mich getragen und spürte, dass dieses Dengue mir nicht gefährlich werden würde. Gott will uns noch in diesem Land gebrauchen. Und so gingen wir ohne Zögern zurück nach PNG. Das Damoklesschwert der drohenden Tropenuntauglichkeit war zwar eine dunkle Wolke am Horizont, hat uns aber nicht wirklich verunsichert. Erklären können wir das nicht. Es hat mit unserem Glauben zu tun. Wir sind nicht lebensmüde, in einer Idee verrannt, und auch nicht wahnsinnig (so weit man das überhaupt selbst beurteilen kann). Es ist eine Frage der Berufung. Gott hat uns diese 4 Monate zur Seite genommen und uns Gelegenheit gegeben, über unser Leben nachzudenken und hat dabei manche Dinge aufgezeigt. Das scheint der tiefere Sinn dieser Monate gewesen zu sein.

Zur Zeit ziehen wir gerade um und begleiten die Renovierung unserer Wohnung bzw. legen selbst Hand an. Das ist ziemlich ungemütlich und stressig.

26.10.14 Graduation am Martin-Luther-Seminar

Vorbereitungen für den Einzug der Absolventen

Frauen-Garamut-Gruppe, die ihre Proben im Konferenzhaus neben an hielten.

Diese Frauengruppe war angereist um die Graduation-Feierlichkeiten mit ihren Gesängen und ihren Trommeln zu bereichern. Die Garamut Trommel ist eigentlich Männersache und ursprünglich mit Geisterglauben verbunden. Die Männer haben sich aber immer mehr aus ihrer Verantwortung zurückgezogen, so dass diese Frauen einen eigenen Garamut-Chor gründeten. Emanzipation auf neuguineisch. Es gibt sie. Es zeigt aber auch die kulturelle Krise der Männer. In Deutschland ist es nicht anders: Oft fehlen die Männer in der kirchlichen Mitarbeit und sie fühlen sich irgendwie fehl am Platz.

Graduation Martin Luther Seminary 2014, Foto: Stadler

Unser Ananas-Garten, Foto: Stadler

Das ist unser Ananas-Garten

Das mit dem Garten ist so eine eigene Geschichte. Eigentlich ist Max als unser Untermieter dafür zuständig. Er sieht Gartenarbeit aber nicht als seine Berufung an. Eher schon Häuser bauen - wie unser Haus Win zum Beispiel. Er weigerte sich, die Bananan zu entfernen. Bananen kann man gut essen oder zu Geld machen, aber sie ziehen Malariamücken an. Außerdem sah Max nicht ein, dass man die Wassergräben zu pflegen habe, damit die Pfützen schneller verschwinden und mit ihnen die Mückenzucht. Er bekam ja keine Malaria. Max vertröstete uns auf seine Frau, die er bald haben würde. Den Brautpreis konnte er z. T. mit dem Geld bezahlen, dass er für den Bau des Haus - Win bekam. Gana aber hatte erst einmal einen Kulturschock vom Wechsel vom Dorfleben (ganz weit weg) in die Stadt. Sie konnte kein Pidgin, und damit sich nicht verständigen. Später dann, als man meinte, sie könne doch jetzt den Garten machen, klagte sie über Rücken- und andere Schmerzen. Auch wirkte sie sehr träge. Eines Tages kam ein Wimmern aus der unteren Flat (Einliegerwohnung). Die Flat war abgesperrt. Gana hatte in der Dusche zu aller Überraschung ein Kind geboren und dabei viel Blut verloren. In manchen Gegenden in PNG machen das Frauen bei der Geburt so: sie ziehen sich allein in den Busch zurück und kommen dann mit Kind irgend wann wieder. So kannte es Gana. Das Kind war eine Frühgeburt und überlebte leider nicht lange. Das Geheimnis ihrer Trägkeit und Schmerzen war gelüftet. Gana ging später eine Weile in ihr Dorf zurück, um irgendwelche Konflikte zuklären, auf die sie ihre Fehlgeburt zurückführte. Angetrieben und unterstützt von unserer Hausmeri hat sich Max dann doch bequemt, seine Gartenarbeit zu erledigen, indem er seine Schwester und andere Verwandte die Arbeit machen ließ. Wir jedenfalls haben in der Zwischenzeit die Frau eines Studenten gebeten, die Gartenarbeit zu machen. Das Ergebnis ist u. a. das Ananasfeld. Unklar ist, wer jetzt eigentlich das Anrecht auf die Früchte hat. Max brachte uns neulich strahlend die erste reife Ananas. Wir vermuten, er meint, es seien seine Früchte. Andererseits haben andere die Arbeit gemacht, und für unser Verständnis gebührt ihnen ein Teil der Früchte. Während alles in unserem Garten stattfand und wir jeden für die Arbeit bezahlt haben... Als wir nach 4 Monaten wieder kamen, standen jedenfalls die Bananenstauden wieder da. Wir werden dafür ins Hochland ziehen...

Scotty

Etwa einen Monat bevor wir nach Deutschland mussten, bekamen wir einen Hund geschenkt. Er hatte nur kurze Zeit, sich an uns zu gewöhnen und war noch nicht ganz stubenrein, als wir PNG verließen. Eigentlich wollten wir keinen Hund wieder haben: Als Deutsche haben wir eine besondere Beziehung zu Hunden, und die beiden Verluste, die wir vorher hatten, wollten wir nicht noch einmal erleben. Wir konnten dem Geber gegenüber aber schlecht nein sagen, und so kamen wir auf den Hund. Die Fellzeichnung ist wie bei einem Berner Sennenhund: mit Blässe auf der Brust, weißen Pfoten, braunen Schlafaugen bei dunklem bis schwarzem Fell. Die Statur und Kopfform ist eher die von einem Dobermann. Es scheint eine eigene Rasse zu sein. Jürgen war zu krank, um sich um die Erziehung zu kümmern. Und außerdem hätte es ihn den Malariamücken auf dem Campus ausgesetzt. So ließen wir den Hund unerzogen unter der Obhut von unserer Hausmeri und Max zurück. In Deutschland hörten wir die Nachricht: Skotty - diesen Namen hatte Max ausgesucht - wachse und wachse. Wir waren gespannt. Er erkannte uns wieder, war inzwischen Stubenrein und knabberte weder Möbel noch Türen noch Kabel an. Auch ohne spezielles Training versteht er viele Dinge, sowohl auf Pidgin als auf Englisch als auf Deutsch.Er ist sehr gelehrig und freundlich und bellt nur, wenn ungewöhnliches auf unserem nich umzäunten Gebiet geschieht. Wir würden ihn gerne nach Goroka mitnehmen. Das ist aber wohl nicht erlaubt. So ist seine Zukunft noch unklar.

Eine Orchidee, die am Stützpfosten unseres Hauses in Lae wächst.

Renovierungsarbeiten, Foto: Stadler

Erstens ist eine Bodenschleifmaschine in PNG selten. Zweitens benötigt so eine Maschine auch Schleifbänder.

Es stellte sich heraus, dass der Boden in unserer künftigen Wohnung im Rahmen der Renovierung geschliffen werden musste. Wer hat so eine Schleifmaschine? Aus Mt Hagen haben wir eine Geschichte gehört wie schwierig diese Angelegenheit in PNG ist. Nun waren wir also vor dem gleichen Problem. Es stellte sich heraus, dass es in Goroka so eine Maschine gab. Bei Nachfrage ergab sich, dass die Miete um ein 10-faches günstiger war als befürchtet. Wenn, dann gäbe es die passenden Schleifbänder in Lae. Wir boten an, die Bänder von Lae aus mitzubringen, wir müssten sowieso dort hin. Der Verantwortliche rief eine Firma in Lae an und meinte, wir bräuchten die Bänder dort nur abzuholen.

In Lae stellte sich heraus, dass die Bänder schmaler waren, als bei meinem eigenen Handbandschleifer. Das konnte nicht sein. Nach einem Telefonat zwischen Händler in Lae und Vermieter in Goroka waren sich beide einig: es sind die richtigen Bänder. Wieder in Goroka wurde klar: diese Minibänder sind zu klein. Nun war guter Rat teuer.

Jürgen recherchierte im Internet Bodenbandschleifmaschinen. Es gab 20 cm und 30 cm breite Bänder von unterschiedlicher Länge. Mit diesen Angaben kam der Vermieter des Geräts auf die richtig Länge. Wo aber diese Bänder in PNG herbekommen? Wieder in Lae machte sich der Händler der falschen Bänder in seinem Laden auf die Suche. Er brauchte 1 1/2 Stunden, um herauszufinden: Wir haben sie nicht. Das gute war, ich konnte in seinem klimatisierten Büro waren, und Jürgen hatte sich mir etwas zu lesen mitgenommen. Dann ging es um die Prozedur, das Geld zurückzuerstatten. Der Verkäufer kam ins schwitzen und meinte, das könne länger dauern. Ob ich nicht etwas anderes zu tun hätte. Jürgen ließ sich das nicht zweimal sagen. Der Händler versprach, ihn anzurufen, wenn das Verwaltungsmäßige geklärt sei. Er hat bis heute nicht angerufen. Jürgen wird auch nicht nach nachfragen und lieber auf die 35 Kina, etwa 12 Euro verzichten, als noch einmal mehrere Stunden auf dieses Geld zu warten.

Jürgen war genervt wollte aufgeben. Dorothee drang darauf, noch einmal nach den richtigen Bändern zu suchen. Wir verschoben also unsere Fahrt nach Goroka noch einmal. Es dauerte einen Tag, dann hatten wir einen Laden, in dem es die passenden Bänder gab. Er kaufte gleich auf Vorrat für die Firma (die Firma wollte nur eins kaufen für unsere Schleifaktion). Die Firma hat dann auch die Kosten für die Bänder erstattet.

Mit der Schleifmaschine wurden auch gleich zwei Arbeiter ausgeliehen. Für uns war es das erste mal, einen Boden schleifen zu lassen. Die beiden Arbeiter waren nach 1 1/2 Tagen fertig. Es stellte sich aber heraus, dass sie nicht sorgfältig geschliffen hatten und recht viel stehen gelassen hatten. Am Ende vom Lied hat Jürgen mit seinem Handbandschleifer alles noch einmal nachgeschliffen...

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