Eingewöhnung im Melanesischen Institut (MI) Wie die lutherische Kirche so steckt auch das MI in einer Krise. Die Krise ist mehr eine Krise der Personen, der Überalterung und der Leitung und keine Krise aufgrund von Korruption oder Unvermögen. Wir brauchen Geschick und Geduld im Umgang mit den Mitarbeitenden.
Unsere Aufgabe und Arbeitsfeld muss erst noch geklärt werden. Wir werden voraussichtlich Teil des Forschungsteams werden. Darauf freuen wir uns schon sehr, weil es eine interessante und spannende Arbeit wird. Auf diese Weise werden wir viel tiefer in die Kultur des Landes eindringen können. Es ist angedacht, das erarbeitete Wissen durch Kurse weiter zu vermitteln an Seminare, Kirchenkreise, Dekanate. Die nächsten drei Jahre soll zum Thema Heirat und Familie geforscht werden.
Zur Zeit sind wir noch mit Umzug und Renovierungsarbeiten beschäftigt. Es ist nicht immer einfach, weil das Material schwer zu bekommen ist oder die Mitarbeiter nicht ganz zuverlässig. Wir brauchen Geduld. Auch weil wir nirgends etwas zum entspannen haben: überall ist alles unfertig, unvollständig, staubig. Die Waschmaschine ist kaputt gegangen, der Herd funktioniert nur teilweise. Das, was man gerade braucht ist in Lae oder umgekehrt in Goroka, das Bad ist eine Baustelle... Gleichzeitig kommen viele Leute, die alle etwas von einem wollen, was sie von unserem Vorgänger gewohnt sind oder auch nur angeblich oder was sie von uns mehr erhoffen als von unserem Vorgänger. Es ist schwierig, richtig zu reagieren. Ein Grund zum Dank: Weil das MI nicht für die Renovierungskosten aufkommen kann, sind die Überseekirchen - sprich Mission Eine Welt - für die Zwischenfinanzierung eingetreten.
Für unsere Sicherheit. In Goroka ist es deutlich sicherer als in Lae. Das war nicht immer so. Grund ist eine scharf (und mitunter brutal) durchgreifende Polizei. Wir benötigen keinen eigenen Nachtwächter mehr, und wir können besser durchschlafen. Das Gelände ist ruhig und friedlich. Durch unseren Umzug müssen wir jetzt öfter die Straße zwischen Lae und Goroka benutzen. Seit einigen Wochen gibt es hier immer wieder Straßensperren, und es ist nicht immer klar, ob man durchkommt. Grund ist, dass die Compensation für einen Mord durch einen Hagen Mann aussteht. Die Polizei vor Ort sieht machtlos zu. Wir sind einmal durch ein 100 Meter langes dreireihiges Spalier auf beiden Seiten von bewaffneten Männern gefahren. Ein Hagen - Mann wäre da nicht lebend durchgekommen.
Für unserer Gesundheit. Wir danken Gott, dass wir wieder im Land sein können, nachdem Jürgen wegen allzuhäufiger Malaria und einem Denguefieber für vier Monate ausgefallen ist. Eine Kur in Gunzenhausen hat ihm gut getan. Der Wechsel ins Hochland scheint sich zu bewähren. Bisher keine Malaria, auch nicht nach Kurzaufenthalten in Lae, wo Jürgen den Aufenthalt im Freien nach Möglichkeit meidet.
Fortschritt unserer Sprachkenntnisse. Seit wir in Goroka sind, sprechen wir viel mehr Pidgin und kommen gut damit voran.
Unser Ausfall bzw. Wechsel nach Goroka hat am Martin - Luther Seminar eine große Lücke hinterlassen, weil gleich zwei Hauptfächer ausgefallen sind bzw. notdürftig ersetzt werden mussten. Die Studenten haben uns ihre Not geklagt, weil sie ihre Kurse nicht voll bekommen und die Qualität vermissen. Unser Senior-Experte ist für den Griechischunterricht eingesprungen. Nächstes Jahr soll ein Ersatz aus Deutschland kommen. Gute Studenten werden am Weiterstudium gehindert, weil sie nicht besser ausgebildet sein sollen als ihre Lehrer, selbst wenn sie ein Stipendium zugesagt bekommen haben. Es ist sehr traurig, weil daran die Zukunft der Kirchenleitung hängt. Wir selber knabbern noch daran, dass wir diese wichtige Arbeit nicht weiter tun können.